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Seite 66 Informationsblatt 32 Dezember 2020

Beiträge und Berichte

Das eindrucksvollste Bauwerk von Side ist das auf den

Grundmauern des hellenistischen Theaters erbaute römische

Theater aus dem 2. Jh. n. Chr. Vor dem Theater liegt der Ago-

ra-Bezirk (Abb. 9). Da es in Side keine bedeutenden Hügel

gibt, wurde das untere Stockwerk auf einem Gewölbeunter-

bau errichtet. Nahezu alle Theater in der Region lehnen sich

an Hügel an. Die Cavea hat im unteren Teil 29 Sitzreihen,

Von den oberen 29 sind nur noch 22 erhalten. Das Theater

war mit 16-17.000 Zuschauern eines der größten in Pamphy-

lia. Die Außengalerie hatte 14 Läden und fünf Eingänge. Das

Publikum für die großen Theater kam aus der Region. Der

bekannteste antike Ort in Side ist der in Teilen restaurierte

Apollon-Tempel aus dem 2. Jh. n. Chr. (Abb. 10). Er fehlt in

keinem Prospekt der Reiseanbieter.

Weitgehend unbekannt bei den Touristen ist die antike Berg-

stadt Termessos, 40 km nordwestlich von Antalya im Taurus-

gebirge. Sie zählt zu den reizvollsten archäologischen Stät-

ten. Auf 1.040 m Höhe inmitten eines Nationalparks stehen

die Ruinen, die Reste der Verteidigungsringe, Stadtmauern,

Tempel und anderer Gebäude. Der beschwerliche Fußmarsch

auf steilen Pfaden zur Bergfestung lohnt.

Überliefert sind die Einwohner als kleines kriegerisches Berg-

volk. Termessos ist mit Sicherheit keine griechische Stadt. Die

damalige Bevölkerung bezeichnet sich als „Solymer“, wie auch

in Homers Ilias nachzulesen ist. Alexander der Große konnte

334 v. Chr. die Stadt wegen ihres großen Widerstands nicht er-

obern: „Ich lasse meine Armee nicht von einem Adlernest dezi-

mieren.“ Der große Feldherr hat den Ort umgangen. Das kleine

Theater, 4.000 Zuschauer umfassend, ist wohl das schönste in

der Region wegen seines grandiosen Blicks auf die Bergwelt.

Nach einem Erbeben soll die Stadt verlassen worden sein und

ist bis heute unbewohnt. Ausgrabungen bei den vielen Ruinen

fanden bisher so gut wie nicht statt.

Auf dem Weg nach Aspendos, eine an einem Fluss laut griechi-

scher Sage am Ende des trojanischen Krieges gegründete Stadt,

liegt ein gut erhaltenes Aquädukt. Das Aquädukt aus der zwei-

ten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. versorgte die Oberstadt von Aspen-

dos mit Wasser von der 20 km entfernten Bergquelle. Dabei

musste unmittelbar vor der Akropolis eine mehr als 3 km lange

Ebene überquert werden. Von den einst knapp 100 Arkaden der

Wasserleitung sind heute noch 40 erhalten. Es ist ein Zeugnis

römischer Ingenieursleistung. Um nicht die gesamte Talsenke

mit einem hohen und teuren Aquädukt überspannen zu müssen,

wandte man das Prinzip der kommunizierenden Röhren an.

Das Wasser aus den Bergen wurde in Tonröhren zu offenen

Becken in 30 m hohe Drucktürme geleitet – doppelt so hoch

wie die 15 m hohen Leitungen. Die beiden Türme stehen im

Abstand von 880 m an denen sich die Richtung des Aquädukts

ändert. Beim Abfließen in die weiteren Leitungen wurde der

Druck wieder verstärkt. Der Druck presste dann das Wasser

auf die ursprüngliche Höhe, so dass es bequem zur Akropolis

geleitet werden konnte.

Die Becken der Drucktürme funktionierten auch als Senkkäs-

ten, in denen sich Verunreinigungen absetzen können. Es gab

im Turm Treppen zur Wartung. Das Aquädukt von Aspendos

ist nicht nur das besterhaltene Kleinasiens, sondern auch das

einzige der antiken Welt, bei dem derartige eindrucksvolle

Drucktürme imponieren.

Aspendos hat eine sehr wechselvolle Geschichte und stand im

Verlauf von 800 Jahren unter griechischer, römischer, byzan-

tinischer und seldschukischer Herrschaft. Unter den Römern

wurde die Stadt zu einer der reichsten Handelsstädte an der

Südküste der heutigen Türkei. Aus ihrer griechischen Geschich-

te ist wenig bekannt. Grabungen können zukünftig sicherlich

mehr Erkenntnisse über die vorrömische Epoche bringen.

Das Theater von Aspendos ist das einzige in der Region, von

dem außer dem Bühnenraum auch das Bühnengebäude in vol-

ler Höhe erhalten ist. Es ist das am besterhaltene Amphitheater

an der türkischen Südküste. Das Bauwerk lehnt sich nach grie-

chischer Manier an den Hang des etwa 50 Meter hohen Akropo-

lis-Hügels; es wurde in der jetzigen Form aber erst zur Zeit des

römischen Kaisers Marcus Aurelius (161-180 n. Chr.) errichtet.

Das Theater fasste bis zu 20.000 Menschen. Erstaunlich ist die

Akustik. Das Klirren einer Münze auf der Orchestra schallt

bis zur obersten Sitzreihe, wie bei manchen anderen Theatern

auch. Hinter dem Theater führt ein Pfad zu den Ruinen der

eigentlichen Stadt.

Abb. 9 – Side: Blick vom Theater auf die Agora

Abb. 10 – Tempel des Apollon in Side