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Informationsblatt 32 Dezember 2020
Beiträge und Berichte
durch die Universität Istanbul. Seit 1988 kooperieren Archäo-
logen dieser Universität mit der Universität Gießen.
Gegründet wurde Perge 4 km westlich des Flusses Kestros,
heute Aksu Cayai, 12 km vom Meer entfernt. Der Fluss ist heu-
te für den Schiffsverkehr nicht mehr geeignet. Eine Brücke,
nur schlecht restauriert, ist auf dem Weg nach Perge zu sehen.
Perge ist für die reichen Statuenfunde berühmt, die sich im
Antalya-Museum befinden. Die Stadt wurde wahrscheinlich
nach Ende „der trojanischen Kriege“ durch griechische Siedler
gegründet. Im 6. Jh. v. Chr. fiel die antike Stadt an das persi-
sche Großreich.
Die Ruinen geben bis heute einen guten Eindruck von einer
Stadtanlage späthellenistischer und römischer Zeit. 334 v. Chr.
machte Alexander der Große Perge zu seinem Hauptquartier.
Seine größte Bedeutung erhielt Perge als Kultstätte der Arte-
mis, der griechischen Göttin der Jagd. Der Tempel wurde bis
heute nicht gefunden.
Das griechisch-römische Theater (Abb. 6) und das Stadion lie-
gen außerhalb der ausgegrabenen antiken Stadt. Das Theater
ist, vom Verfall bedroht, nicht zugänglich. Das über 230 m
lange Stadion gehört zu den besterhaltenen Kleinasiens. Hier
gab es nicht nur Sportveranstaltungen, sondern seit dem 3. Jh.
n. Chr. vor allem blutige Gladiatorenkämpfe. Das Stadion hat
15.000 Sitzplätze; getragen von 50 Tonnengewölben für Ge-
schäfte und jedes dritte als Zugang.
Side ist mit seinen Vororten ein bevorzugtes Reiseziel. Von
hier aus wurden die antiken Stätten besucht. Die Stadt liegt
etwa in der Mitte zwischen Antalya und Alanya. Side blickt
auf eine 3.500 Jahre alte Vergangenheit zurück und war der
Hauptort von Pamphylia. Die Siedlung soll in mykenischer
Zeit gegründet worden sein. Während der Kolonisation im 7./6.
Jh. v. Chr. wurde es von Griechen erobert. Später erlangte die
Stadt, strategisch günstig auf einer Halbinsel gelegen, als Han-
delshafen mit großem Sklavenmarkt Bedeutung. Danach war
die Halbinsel Jahrzehnte Hort von Seeräubern.
Side erlebte im 2./3. Jh. n. Chr. unter römischem Provinzre-
giment eine Blütezeit. Im 4. Jh. n. Chr. setzte der Niedergang
ein. Die Stadt wurde aufgegeben und blieb 900 Jahre verlassen.
Erst Ende des 19. Jh. siedelten sich türkische Fischer an, die vor
den griechischen Aufständen in Kreta fliehen mussten. In den
1970er Jahren war Side noch ein Fischerdorf. Zwischen dem
Theater und dem Apollon-Tempel drängen sich heute Gassen
eines quirligen Urlaubsstädtchens. Mit der Erschließung Si-
des und den Vororten als Tourismusort werden immer größere
Bettenburgen gebaut.
Das antike Side ist sehenswert, auch wenn sich große Teile
unter dem überbauten Ort verbergen, wie man heute noch bei
Ausschachtungen für neue Gebäude sehen kann (Abb. 7). Die
Ausgrabungen begannen 1947, doch mit Rücksicht auf die An-
wohner konnten schon damals viele Bauten nicht vollständig
freigelegt werden.
Vom Dolmusch Kleinbusbahnhof – das ist eine beispielhafte,
preiswerte Art des Personennahverkehrs; Fahrgäste können
auf Zuruf ein- und aussteigen – kann man über ein großes Aus-
grabungsfeld mit einigen Ruinen und hunderten Friesen und
Kapitellen (Abb. 8) bis zum Theater und dem Hadrianstor ge-
hen. Das Tor ist ein Nadelöhr, um die Innenstadt zu erreichen.
Das archäologische kleine, sehenswerte Museum in den zum
Teil restaurierten Agorathermen aus dem 5. Jh. n. Chr. liegt
auf dem Weg mit vielen Fundamenten antiker Läden an der
Säulenstraße zum Tor.
Abb. 6 – Theater in Perge
Abb. 8 – Heruntergefallene Kapitelle in Side
Abb. 7 – Antike Ruinen unterhalb eines modernen Wohnviertels