Seite 49
Informationsblatt 29 April 2018
Beiträge und Berichte
Dieselbe Enttäuschung kommt im Brief vom 7. Oktober 1875
an Fiorelli aus Albano vor, d. h. gerade an dem Tag, als er die
Ausgrabung schloss: „
Hochverehrter Herr Direktor, Sie hatte
mir die Mission anvertraut ..., wenn möglich, die wahre Seite
von Alba Longa zu finden …“
16
und, nachdem er lange sich be-
schwert hatte, dass nur etruskische und römische Reste heraus-
kommen, endete er mit folgendem Anliegen: „
Bitte, lieber Herr
Direktor, wählen Sie einen anderen Ort für mich, wo meine Aus-
grabungen für die Wissenschaft nützlich sein könnten ...“
17
Es zeichnete sich deutlich ab, dass die italienische Episode zu
Ende ging. Es verwundert dann auch nicht, dass Pigorini ihm am
29. November schrieb: „
Es tut mir leid, dass ich heute Morgen
gerade nicht im Büro anwesend war, als Sie kamen. Ich hoffe,
für Sie Zeit zu haben, wenn Sie das nächste Mal kommen.”
18
Es war anscheinend eine Entschuldigung, um eine unbequeme
Begegnung zu vermeiden.
16 Brief an Fiorello aus Albano: GLS BBB 35, S. 65 – 66: “Illmo Signor Diret-
tore, Ella m’aveva confidata la missione … di ritrovare, se fosse possibile, il
vero sito d’Alba Longa.”
17 Brief an Fiorelli von Albano: GLS, Copybook BBB 35, S. 65-66: “La prego
molto, egregio Sig. Direttore di scegliere per me un altro sito dove i miei
scavi potrebbero essere utili per la scienza.”
18 Shepherd, 2009-2011, S. 157 beobachtet mit Recht:
“Una manovra … per
evitare un incontro imbarazzante, proprio mentre nel primo numero di Bul-
lettino di Paletnologia Italiana, da lui diretto, Michele Stefano De Rossi
contestava duramente la preparazione e la competenza di Schliemann a giu-
dicare la stratigrafia”.
Ein Manöver … um ein peinliches Treffen zu vermeiden. Genau wie in der
ersten Ausgabe des Bulletin of Italian Paletnology unter seiner Regie, kri-
tisierte Michele Stefano De Rossi die Vorbereitung und die Kompetenz von
Schliemann, die Stratigraphie zu beurteilen.
Die Perspektive der künftigen Kooperation mit Schliemann ging
offensichtlich allmählich zurück.
Am 18. Oktober 1875 schrieb Michele Amari, damals Mitglied
des Rates für Archäologie und Schöne Künste, des Beratungs-
gremiums des Ministers, an den Prinz Francesco Lanza di Sca-
lea, Präsident der Kommission für die Altertümer und Schönen
Künste Siziliens: „
Ich freue mich, dass der Schliemann mit den
Schaufeln in der Tasche [nach Griechenland, der Autor] zu-
rückkehrt. Die Regierung, die sich bereits auf einen gefährli-
chen Weg begeben hatte, empfahl den Entführer von Priamos‘
Schatz zu leicht und war dann peinlich berührt. ... Schon waren
die Beschwerden bei mir angekommen, und die Tatsachen waren
angewachsen und entstellt worden, als ich das Meer passierte,
und ich hatte mit Fiorelli gesprochen, der die realenVerhältnisse
wiederherstellte. ... Heute sah ich den Bonghi, der noch im Bett
ist ... Wenn er wieder genesen, ... müssen wir über verschiedene
Dinge sprechen, und unter anderem werde ich diese Unvorsich-
tigkeit zugunsten des Schliemanns ansprechen.”
19
Schliemann grub in Mozia (Abb. 3-6) vom 19. bis zum 22. Ok-
tober 1875.
20
19 D’Ancona 1896-1907, 1896 S. 319 -321, Brief 760; Shepherd 2012, S. 162-
163: “Son lieto che lo Schliemann se ne torni via con le pive nel sacco.
Toglie d’imbarazzo il Governo, che già si era messo in una via pericolosa,
raccomandando troppo facilmente il rapitore del tesoro di Priamo. [...] Già
le lagnanze erano arrivate a me, e il fatto si era ingrossato e sfigurato nel
passare il mare, ed io ne aveva parlato al Fiorelli, il quale lo ristabilì nei
termini veri. [...] Oggi ho visto il Bonghi, che è ancora a letto … Quand’egli
guarirà …. abbiamo da discorrere di varie cose, e tra le altre, toccherò di
questa imprudenza a favore dello Schliemann.”
20 Isserlin / Taylor 1974, S. 108-110. Isserlin 1968, S. 144-148.
Schliemanns Aufzeichnungen in Mozia, GLS Diaries A 15, 48-52