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über die Baureste und die materielle Kultur der Fundstätten finden sich dagegen
in den im Literaturverzeichnis aufgeführten Berichten von Ausgrabungen sowie
extensiven und intensiven Surveys.
Durch die Karten und Kataloge von TAVO und TAY sind in Westkleinasien rund
2000 frühbronzezeitliche Fundstätten (ca. 3. Jt. v. Chr.) erfasst.
12
Etwa um die
Wende vom 3. zum 2. Jt. fand allerdings eine systematische Konzentration der
Siedlungen statt. Die Menschen, die vorher verstreut in Gehöften und kleinen Dör-
fern gelebt hatten, wurden gezielt in regionalen Zentren zusammengeführt.
13
Diese
Konzentration der Siedlungsplätze verstärkte die Bedeutung der Umweltfaktoren
noch, denn natürlich wählte man unter den bereits genutzten Standorten bewusst
jene als zukünftige Zentren, die besonders günstig lagen. Die Zahl der Fundplätze
nahm dadurch in aller Regel vom 3. zum 2. Jt. ab.
14
Es gibt aber auch Ausnahmen:
Aus dem Mäandertal sind 102 frühbronzezeitliche Fundstätten bekannt; zum Ende
der Bronzezeit stieg deren Anzahl auf 150.
15
Bei der Erstellung des Fundstät-
tenkatalogs ging es deshalb vor
allem darum, aus den bereits vor-
handenen Katalogen mit frühbron-
zezeitlichen Fundorten solche aus-
findig zu machen, die aufgrund der
Oberflächenfunde offensichtlich
auch in der Mittel- und Spätbron-
zezeit bewohnt waren. In die Wahl
kamen dabei fast ausschließlich
Tellsiedlungen, die in aller Regel
einen Durchmesser zwischen 100
und 500 Metern haben und sich
zwischen 5 und 25 Meter über die
Umgebung erheben (Abb. 3). Die
meisten erfassten Fundplätze wa-
ren wohl während des gesamten
2. Jt. v. Chr. bewohnt, viele jedoch weit darüber hinaus und bis zu 5000 Jahre lang.
Alle Fundstätten sind bereits in der Literatur erwähnt. Wenn wir im Rahmen von
12
Siehe Korfmann 1994.
13
Gezielte Konzentration der Landbevölkerung ist auch bei antiken Historiografen überliefert; Dio-
dor 3.56.3: „Wie sie erzählen, hat bei ihnen als erster König Uranos geherrscht und die verstreut
siedelnden Menschen in die Mauern einer Stadt zusammengeholt.“
14
Becks 2015, S. 119.
15
Thompson 2007, S. 91.
Abb. 3 – Der Siedlungshügel von Beyköy, 31 km
nördlich von Afyonkarahisar (auch als Yumruk-
tepe bezeichnet; DG 39.024168-30.46115), von
dem William Ramsay 1884 eine Siegesstele aus
der hethitischen Zeit übergeben wurde, die heute
verschollen ist (Gonnet 1981). Oberflächenfunde
zeigen, dass der Ort vom Chalkolithikum bis in die
phrygische Zeit besiedelt war. Beyköy zählte ein-
deutig nicht zum mykenischen Einflussbereich und
war allenfalls kurzzeitig ein Vasall der Hethiter.