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Als Arthur Evans um 1920 die Chronologie für die Ägäische Frühgeschichte ent-

warf, tobten heftige Kämpfe zwischen Griechenland und der Türkei. Dem Philhel-

lenen Evans kam es unter diesen Umständen nicht in den Sinn, das Augenmerk

der Forschung auf etwaige Kulturen außerhalb der Grenzen Europas zu lenken.

Troja war zwar schon damals die mit Abstand berühmteste Schichtfundstätte der

Welt und ohnehin als erster der bronzezeitlichen Fundorte entdeckt worden. Auch

war die Erinnerung an Troja jahrtausendelang von europäischen Aristokraten-

dynastien hochgehalten worden. Aber Troja lag auf türkischem Boden und ran-

gierte somit nicht einmal unter „ferner liefen“. Dass Evans’ Denken nicht frei von

rassistischen Motiven war, belegt folgende von ihm selbst schriftlich überlieferte

Äußerung: „I don’t choose to be told by every barbarian I meet that he is a man

and a brother. I believe in the existence of inferior races, and would like to see

them exterminated.“

1

Objektiv gesehen, hätten es die archäologischen Fundstätten aus dem 2. Jt. v. Chr.

im westlichen Kleinasien verdient, genauer erfasst zu werden. Siedlungshügel mit

1

Evans 1877, S. 312.

Gold

Silber

Kupfer

Blei

Troja

Europa

Mykenisch

Minoisch

Kykladisch

Hethitisch

Mittelmeer

Schwarzes Meer

Abb. 1 – Definition der Kulturkreise der Ägäischen Bronzezeit nach Arthur Evans (blau),

die sich ausschließlich auf europäischem Boden befinden, kombiniert mit der Verteilung der

in der Spätbronzezeit relevanten Bodenschätze im östlichen Mittelmeerraum.