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van Krienen aus Ios und Siphnos mitgebrachte Inschriften im British Museum

entdeckte. Dieser Fund wurde im Jahr 1860 durch Johann Friedrich Karl Keil

bestätigt.

Da das Buch von Pasch van Krienen nördlich der Alpen fast nicht zu finden war,

beschloss Ross, es noch einmal zu veröffentlichen. Er ergänzte es mit dem Brief

von Björnstahl und den Artikeln aus der

Gazette de France

und der

Mercure de

France.

In seinem Kommentar hat sich an seiner Fundinterpretation wenig geän-

dert. Er besteht darauf, dass wir es mit einem alten Text zu tun haben, der später,

zur Wiederherstellung, neu eingemeißelt worden war, wodurch er die Eigenschaf-

ten eines neueren Textes bekommen hatte. Was St. Petersburg betrifft, wusste Ross

jetzt Bescheid. Der Sarkophag von Homer, den man dort zu haben glaubte, ist ein

ganz anderer, der nichts mit dem von Pasch van Krienen zu tun hat.

Im Dezember 1860 kam die

Allgemeine Zeitung

aus Augsburg mit einer umfang-

reichen Kritik an die Öffentlichkeit. Im Lichte der damaligen Philologie war die

Entdeckung von Pasch van Krienen Unsinn. Jemand, der nie gelebt hat, kann nicht

gestorben sein. Pasch van Krienen war aber nach der

Allgemeinen Zeitung

kein

Betrüger. Wie konnte ein naiv unwissender „Seeoffizier“ so etwas angefertigt ha-

ben? Er hatte die von ihm veröffentlichten Inschriften nie verfälschen können, und

so musste Ross Recht haben. Es wäre wichtig, sich noch einmal mit der Geschich-

te des Grabes von Homer zu befassen. Vielleicht könnte man noch etwas Neues

entdecken, vielleicht hatte er doch Recht gehabt.

Obwohl jetzt das Buch von Pasch van Krienen für jeden erhältlich ist, scheint

nach dem Tod von Ross sich niemand berufen gefühlt zu haben, um es ernsthaft zu

betrachten. Pasch van Krienen wurde eine Anekdote aus der Frühzeit der Archäo-

logie, der Mann, der die Feder und das Tintenfass Homers gefunden hat.

Sogar auf Ios weiß man nicht, was genau passiert ist. Dort zeigt man heute, ob-

wohl an einer falschen Stelle, das Grab von Homer mit Inschrift.

Heute, mehr als 200 Jahre nach der Entdeckung des Grabes von Homer, gibt es

zwei offene Fragen:

1. Was hat Pasch van Krienen nun wirklich gefunden? Wenn wir seinen Fund-

bericht aufmerksam lesen, ist klar zu erkennen, dass es unter den Grabfunden

kykladische Objekte gibt. Da diese Art von Objekten damals noch fast unbekannt

und auch von wenig Interesse war, können wir sicher sein, dass er einige Gräber

ausgegraben hat. Die „homerischen“ Objekte, Münzen und Marmorplatten mit In-

schriften gehören aber bestimmt nicht zu dieser Zeit. Van Krienen hat also offen-