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braucht man sich nur sein Buch anzusehen, um zu erkennen, dass seine Kenntnisse

der klassischen griechischen Sprache viel zu gering waren, um sich so einen Text

selber auszudenken. Ross hält es für möglich, dass Pasch van Krienen wirklich das

Grab von Homer gefunden hat und die späten Buchstabenformen in der Römerzeit

erstellt worden sind, als man die Inschrift restauriert hat. Während dieser Restau-

rierung können auch die Münzen ins Grab gekommen sein. Ross hatte aber keine

Ahnung, was mit diesem Grab später passiert war. Er meinte sich zu erinnern, dass

in der Zeit, als die russische Flotte in die Ostsee zurückgekehrt war, einige Schiffe

untergegangen waren. Vielleicht wusste man in St. Petersburg, was mit diesem

Grab geschehen war?

In seiner Kritik an der Veröffentlichung von Ross‘

Reisen auf den griechischen

Inseln

weist J. Franz darauf hin, dass die Inschriften rätselhaft sind und bleiben.

Er vermutet, dass es sich hier um eine Fälschung handelt. Franz verweist auch

auf den Sarkophag in St. Petersburg, der nicht derselbe sein kann, den Pasch van

Krienen für das Grabmal Homers gehalten hat.

Im Jahre 1844 hat der Archäologe Friedrich Gottlieb Welcker Ross in Athen

besucht und das Buch von Pasch van Krienen gesehen. Später hat er selbst ein

Exemplar in Rom gefunden. Er ist sich absolut sicher, dass dies das Werk eines

Betrügers ist. Im Gegensatz zu Ross ist Welcker ein Anhänger von Wolf. Für ihn

ist Homer nicht mehr als ein Mythos ohne historischen Hintergrund. Pasch van

Krienen ist nach Welcker ein Liebhaber und denen kann man nicht trauen. Die

kommen mit wunderlichen Einbildungen, Ausschmückungen und schließlich mit

Erfindungen. Welcker ist sich sicher, dass die publizierten Inschriften von Pasch

van Krienen selbst ausgedacht worden waren.

Jean Alexandre Buchon hat auch ein Problem mit dem Grab von Homer. Die ur-

sprünglichen Inschriften können nicht mehr aufgefunden und deshalb die Abschrif-

ten von Pasch van Krienen nicht geprüft werden. Buchon hat Ios besucht, aber da

gab es nichts mehr zu sehen. Die drei Gräber waren wieder verfüllt, und für neue

Informationen hätte er sie wieder ausgraben müssen, was er aber nicht getan hat.

Im Jahre 1845 kamWelcker noch einmal auf das Grab von Homer zurück. Er hatte

gehört, dass der von Pasch van Krienen in seinem Buch formulierte Grabtext iden-

tisch ist mit jenem schon zuvor im

Mercure de France

veröffentlichten. Es war

also möglich, dass Pasch van Krienen die Inschrift aus der Zeitung kopiert hatte.

Wie auch immer, es ist eine Fälschung und Pasch van Krienen ein Bösewicht.

Was Welcker auch betonte, war, dass Ross auch weiterhin an Pasch van Krienen

glaubte. Dieser Glaube wurde verstärkt, als er im Jahre 1858 zwei durch Pasch