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Adolf Michaelis und seine Rückschau auf die (kunst-)
archäologischen Entdeckungen im 19. Jahrhundert
Reinhard Witte
Über Adolf Michaelis ist nicht Vieles, aber
durchaus Einiges geschrieben worden. Ich
erinnere an dieser Stelle nur an die „Gedenk-
schrift der wissenschaftlichen Gesellschaft
Strassburg. Adolf Michaelis zum Gedächtnis“
aus dem Jahre 1913, an die Artikel von Hartmut
Döhl in der Neuen Deutschen Biographie und in
dem von Reinhard Lullies und Wolfgang Schie-
ring herausgegebenen Band „Archäologenbild-
nisse“ sowie an die vor zehn Jahren erschienene
kleine Schrift von Erika Simon „Adolf Michae-
lis. Leben und Werk“.
1
Trotzdem scheint es mir
geboten, an dieser Stelle über Adolf Michaelis
und die beiden Auflagen seines Werkes über die
archäologischen, besonders kunstarchäologischen Entdeckungen im 19. Jahrhun-
dert zu berichten, denn kaum ein anderer wäre so imstande wie er gewesen, die
Thematik des Kolloquiums „Archäologie und Archäologen im 19. Jahrhundert“ zu
überblicken. Somit hat er es verdient, Gegenstand eines Beitrages zu sein, wenn
auch für manchen Leser damit das
repetitio est mater studiorum
zu gelten hat.
Nähert man sich als Schliemannforscher dem Leben dieses Mannes, so fällt beson-
ders auf, wie spärlich die Informationen darüber sind. Zwar verfasste Michaelis im
Jahre 1903 auch eine Selbstbiographie, doch sie umfasst nur wenige Seiten und
entbehrt jegliches Abschweifende und Anekdotenhafte, das für Viele, insbesondere
für Schliemannforscher, von großem Interesse und Teil ihrer Untersuchungen ist.
Kurzer Überblick über Leben und Werk von Adolf Michaelis
Adolf Michaelis (Abb. 1) wurde am 22. Juni 1835 in Kiel geboren. Seine Mutter Ju-
lie (1806-1892) war eine geborene Jahn, was auf den Knaben nicht ohne Folge blieb.
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Wissenschaftliche Gesellschaft 1913, darin Autobiographie (S. 5-9) mit Nachtrag (S. 10-13) und
Bibliographie (S. 31-35); Döhl 1988; Döhl 1994; Simon 2006.
Abb. 1 – Adolf Michaelis im Jahre
1906