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gleich in sein im Werden begriffenes „Troja“ einarbeiten und bittet um einige Fo-

tografien zur Illustrierung der vorgebrachten Thesen (Brief vom 2. 5. 1883).

Ohnefalsch-Richter kündigt eine Reihe von Fotografien sowie einen bebilderten

Bericht

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an und schickt ausgesuchte Vasenfragmente an Schliemann (Brief vom

13. 5. 1883).

Das Antwortschreiben Schliemanns ist nicht erhalten, doch aus dem darauf fol-

genden Brief Ohnefalsch-Richters vom 7. Juli 1883 erfahren wir, dass Schliemann

offensichtlich bei Charles Newton

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Funde aus Zypern gesehen hat, aber keine

gravierenden Ähnlichkeiten mit Hisarlık feststellen kann. Da Schliemann even-

tuell nicht die allerletzte Sendung aus Zypern gesehen haben könnte, regt Ohne-

falsch-Richter an, er möge, sollte ihn sein Weg durch München führen, bei Julius

Naue

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jüngst gesandte Keramikfragmente aus Alambra und Phoinikiais ansehen.

Drei Wochen darauf wendet sich Ohnefalsch-Richter erneut an Schliemann, denn

in der Zwischenzeit hat er von A. H. Sayce, der einen Kupferring aus der Zy-

pern-Sendung an Naue begutachtet hatte, folgende Nachricht erhalten: „Prof.

Naue has sent me a sealing-wax impression of the device on your copper ring. I

find it is not an inscription, but something even more curious – a representation of

the Asiatic goddess in her Trojan form. […] as on the cylinder figured in Ilios No

1522 p. 693. […] I have just received the photographs from Prof. Naue, & I need

not say how interesting I find them. They are of high importance for archaeologi-

cal science, & you are to be congratulated on the discovery of the objects which

they represent. I regard your discoveries at Phoinikiais & Alambra Mauragi as an

angury of future ones which will settle forever the introduction of the Hittite writ-

ing into Cyprus“ (Abschrift im Brief v. 28. 7. 1883).

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Anschließend schildert Ohnefalsch-Richter die Ausgrabungsverhältnisse auf der

Insel, durch welche, seinen Beobachtungen und seiner Einschätzung nach, der

Wissenschaft immens viel verloren ginge. Auch berichtet er Schliemann, wie

die Fundteilung in Zypern gehandhabt und mit welchem Trick der Anspruch der

Grundeigentümer auf ein Drittel der Funde umgangen wird. Nahtlos übergehend

unternimmt er nochmals den Versuch, Schliemann für Zypern zu gewinnen und

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Ein achtseitiger, mit Fotografien illustrierter Bericht ist erhalten (B 91/311).

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Für Charles Newton (1816–1894), seit 1861 erster Keeper of Greek and Roman Antiquities im

British Museum, hatte Ohnefalsch-Richter ab 1880 gegraben.

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Julius Naue (1833–1907), Maler, Zeichner und Prähistoriker. Ohnefalsch-Richter kannte Naue be-

reits vor seiner Reise nach Zypern, die von diesem durch eine Empfehlung unterstützt worden war.

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In seiner im Oktober 1883 verfassten Vorrede zu Schliemanns „Troja“ erwähnt Sayce Ohne-

falsch-Richter im Zusammenhang mit diesem Ring; s. Schliemann 1884, S. XXV–XXVI.