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tendent of excavations“, im Namen von Privatpersonen, im Auftrag von Museen
und in eigener Initiative frei und kann als der aktivste Ausgräber jener Zeit in
Zypern betrachtet werden. Er ist Mitbegründer des Cyprus Museum in Nikosia
und Mitverfasser des ersten publizierten Museumskatalogs.
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Seine Ausbildung
spiegelt sich in seinen Publikationen anfänglich wider; er beschäftigt sich mit der
Waldwirtschaft Zyperns, der Bienenzucht oder dem Zypernwein. Im Laufe der
Jahre wendet er sich fast ausschließlich archäologischen und kulturhistorischen
Themen zu.
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Sein Aufenthalt in Zypern wird erst zwölf Jahre später, im Jahre 1890, zu Ende
gehen und nur von zwei Auslandsaufenthalten unterbrochen werden.
Ohnefalsch-Richter ist mit seinen Aktivitäten nicht der erste in jenen Jahren auf
Zypern. Der Handel mit zyprischen Antiken florierte während der letzten Jahre
unter osmanischer Herrschaft, als sich die Archäologie in Zypern als Schatzgräbe-
rei, als Suche nach wertvollen Sammlungsstücken entwickelt. Insbesondere wohl-
habende Geschäftsleute und Konsuln häuften Privatsammlungen an und suchten
nach geeigneten Objekten für den Wiederverkauf. Unter ihnen Sir Robert Hamil-
ton Lang und die Brüder Luigi und Alessandro Palma di Cesnola, auf die wir
später zurückkommen werden.
Doch im Gegensatz zu den Genannten, Lang und der ältere der beiden Brüder
Luigi hatten die Insel vor der Ankunft Ohnefalsch-Richters bereits verlassen, ist
er bemüht eine Grabungsdokumentation mit Fundortangaben zu führen, macht
Zeichnungen und hält in Fotografien die Funde und Arbeiten fest. Mit zunehmen-
der Erfahrung wird er zum methodisch sorgfältigst arbeitenden Ausgräber der In-
sel, dessen Dokumentation jene seiner Zeitgenossen überragt.
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In den ersten Jahren in Zypern ist er unter anderem für die Inselregierung im Be-
reich der Wiederaufforstung tätig, stellt naturwissenschaftliche Sammlungen zu-
sammen, betreibt kurzfristig ein Fotostudio und arbeitet als Lehrer.
Ohnefalsch-Richters Einkünfte sind selten stabil und in einer Höhe – und das kann
als Konstante für sein ganzes Leben angesehen werden – die ihm, und später auch
seiner Familie, über einen längeren Zeitraum ein sorgenfreies Leben gewährleis-
6
J. L. Myres und M. Ohnefalsch-Richter, „A Catalogue of the Cyprus Museum Nicosia. With a
chronicle of excavations undertaken since the British occupation and introductory notes on Cypri-
ote archaeology“, Oxford 1899.
7
Krpata 1992.
8
Matthäus 2009, S. 139.