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„Cypern wäre ein Feld für Sie“ – Die Beziehung zwischen
Max Ohnefalsch-Richter und Heinrich Schliemann
Margit Z Krpata
„Cypern wäre ein Feld für Sie“, schreibt
Max Ohnefalsch-Richter gegen Ende sei-
nes ersten Briefes an Schliemann. Er will
Schliemanns Interesse an Zypern wecken
und legt in dem mehrseitigen Schreiben
die seiner Meinung nach gravierenden
Parallelen zwischen seinen eigenen Fun-
den und jenen Schliemanns von Hisarlık
ausführlich dar. Wir schreiben April des
Jahres 1883; Ohnefalsch-Richter befindet
sich bereits seit beinahe fünf Jahren auf
der Mittelmeerinsel.
Der damit einsetzende direkte Kontakt der beiden deutschenAusgräber beschränkt
sich, abgesehen von mindestens einer Begegnung im Jahr 1884, ausschließlich auf
ihre Korrespondenz. Sie beginnt mit dem erwähnten Schreiben und setzt sich, frei-
lich mit Unterbrechungen, bis November 1890 fort. Der Briefverkehr, er ist nicht
zur Gänze erhalten, dürfte etwas mehr als 20 Schriftstücke umfasst haben. Derzeit
sind uns 15 Belege in der Gennadius Library der American School of Classical
Studies in Athen bekannt: fünf aus Schliemanns Feder und zehn von Ohnefalsch-
Richter, einer davon ein in Druck gegebener, offener Brief.
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Vier weitere Schrei-
ben sind in den Briefen erwähnt, dürften aber nicht mehr erhalten sein. Die Kom-
munikation war im ersten und letzten Jahr ihres Schriftwechsels am intensivsten.
Schliemann hat Zypern niemals besucht, noch schien er derartige Pläne gehegt zu
haben. Ohnefalsch-Richter war nie auf einer Grabung Schliemanns.
Max Ohnefalsch-Richter (Abb. 1) ist am 7. April 1850 in Sohland/Rotstein in
Sachsen geboren.
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1865 erlangt er nach dem Besuch des Gymnasiums in Görlitz
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Natalia Vogeikoff gebührt herzlicher Dank für die stets entgegenkommende Unterstützung, ebenso
der Gennadius Library, American School of Classical Studies für die Abdruckgenehmigung (Abb. 3).
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Das Leben Ohnefalsch-Richters bis zu seiner Ankunft in Zypern im Jahre 1878 ist bislang aus-
schließlich durch die von ihm gemachten Angaben bekannt; s. Ohnefalsch-Richter 1891, S. III–IV,
58 (nicht paginiert).
Abb. 1 – Max Ohnefalsch-Richter