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erwartenden Sprachkenntnissen,
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dann aber auch an den positiven Erfahrungen
mit den pädagogischen Ideen von Pestalozzi, die er in den Schulen von Johannes
und Eduard von Muralt in St. Petersburg kennengelernt hatte.
Eduard von Muralt
(1808–1895)
Der Zürcher Theologe Eduard von
Muralt (Abb. 1) ließ sich 1834, nur
wenige Jahre vor Heinrich Schlie-
mann, mit seiner jungen Frau in St.
Petersburg nieder. Sein Onkel, Jo-
hannes von Muralt (1780–1850),
hatte ihn gebeten, ihn bei der
Arbeit in der deutschsprachigen
reformierten Gemeinde zu unter-
stützen.
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Johannes von Muralt war
nicht nur als Pfarrer, sondern auch
als Erzieher eine angesehene Per-
sönlichkeit in St. Petersburg, hat-
te er doch 1811, auf Grund seiner
früheren Tätigkeit beim Schweizer
Pädagogen Johann Heinrich Pesta-
lozzi, eine auf dessen Idealen einer
ganzheitlichen Erziehung beru-
hende Privatschule gegründet, die
einen ausgezeichneten Ruf genoss
und auch von russischen Kindern
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In dieser Hinsicht äußert er sich kritisch über das mutmaßliche Profil von französischen Erzie-
herinnen: „[...] Aber eine solche [Perle] hier [d.h. in Paris] zu finden ist ja ganz unmöglich, denn
die Dame die hier auch nur eine fremde Sprache versteht u etwas litterarische Kenntniß hat, ist
sogl. ,bas bleu
‛
u die welche hier die Wirtschaft versteht, kennt nichts weiter“ (Brief an E. von
Muralt vom 23. März 1871 [BBB 28, 474]). Virchows Warnung, dass „das schweizerische Deutsch
bekanntlich sehr schlecht [sei]“ (Brief von R. Virchow an Schliemann vom 1. September 1879
[Herrmann/Maaß 1990, Nr. 54]), scheint Schliemann nicht beeindruckt zu haben.
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Zu Johannes und Eduard von Muralt vgl. Maeder 2008; Maeder 2014. Eduard von Muralts rund 900
Seiten umfassende handschriftlichen „Erinnerungen“, in denen er chronikartig sein Leben (bis 1894)
schildert, sind erst vor wenigen Wochen im Familienarchiv von Muralt im Staatsarchiv Zürich wieder
aufgetaucht (Signatur W I 20). Sehr herzlich danke ich Dr. Karin Huser (Staatsarchiv Zürich) und Dr.
Eva Maeder (Winterthur) für ihre Hilfe bei der Recherche und Suche, der Archivarin der Stiftung Fa-
milie von Muralt, Malou von Muralt, für ihre Genehmigung, die entsprechenden Akten einzusehen.
Abb. 1 – Eduard von Muralt (um 1880)