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durch wenigstens zum Teil obsolet geworden waren.
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Ob das von Schliemann in
seinem letzten erhaltenen Brief an Gomperz angeregte Treffen der beiden Herren
in Wien im Sommer 1875 zustande gekommen ist, bleibt vorläufig unbekannt.
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Aber nicht nur Theodor Gomperz wandte sich mit der Bitte um Arbeitsmaterial
an Schliemann: der im Jänner 1882 in Wien promovierte Archäologe Emanuel
Loewy
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(1857–1938) schrieb im Februar des darauffolgenden Jahres an Schlie-
mann und bat diesen um den Abklatsch einer in Troia gefundenen Inschrift.
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Schliemann bedauerte, den Wunsch nicht erfüllen zu können, da er die Basis, auf
der sie sich befand, zu der Zeit, als die türkische Regierung gegen ihn prozessierte,
hatte verstecken wollen.
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Sie sei aber vom Wagen gefallen und zersplittert. Eine
Antwort Loewys auf diese schlechte Botschaft ist nicht erhalten.
Mit Anliegen anderer Art wandten sich nicht nur Mitarbeiter der großen Museen,
sondern auch Privatpersonen an Schliemann: man wünschte, diverse Informatio-
nen sowie unterschiedlichste Fundgegenstände (nicht nur) aus seinen Grabungen
zu erhalten. Den Anfang machte Jakob von Falke
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(1825–1897), Vizedirektor des
k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie. Unter anderem zustän-
dig für die Vermehrung und Katalogisierung der Sammlungen schrieb er im Mai
1874 an Schliemann: „Es sollte mir daher sehr leid thun, wenn bei einer etwaigen
Vertheilung ihrer Sammlungen Wien ganz übergangen würde. Ein paar charakteri-
stische Beispiele wenigstens würden im österreichischen Museum, das die Kunst-
arbeit aller Zeiten und aller Völker für seine Zwecke sammelt, eine dankbare und
würdige Stelle finden.“
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Auch das k. k. Naturhistorische Hofmuseum hatte mancherlei Anliegen: Josef
Szombathy
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(1853–1943) – Assistent der anthropologisch-ethnographischen
Sammlung – ersuchte Schliemann imApril 1885 um eine Vorlage für die bildneri-
sche Ausgestaltung der Säle der prähistorischen Sammlung des Museums, für die
„[…] der Architekt eine Anzahl grosser Landschaftsbilder vorgeschlagen [hatte],
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Wundsam 1978, S. 334. S. dazu auch einen Brief Gomperz’ an seine Frau Elise vom 23. März 1887
(Kann 1974, S. 176).
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Schliemann an Gomperz, 18. April 1875 (ASCSA, BBB 34, S. 331).
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Zu Emanuel Loewy s. ÖBL 5, 1972, S. 296 (E. Diez); NDB 15, 1987, S. 114f. (H. Kenner); Brein
1998; Picozzi 2013.
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Loewy an Schliemann, 15. Februar 1883 (ASCSA, B 91, Nr. 148). Loewy interessierte sich für
die in Schliemann 1874a, S. 264, erstmals publizierte Inschrift.
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Schliemann an Loewy, 25. Februar 1883 (ASCSA, BBB 39, S. 125).
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Zu Jakob von Falke s. von Falke 1897; ADB 55, 1910, S. 753–756 (J. Folnesics); ÖBL 1, 1956, S.
284.
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von Falke an Schliemann, 15. Mai 1874 (ASCSA, B 69, Nr. 228).
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Zu Josef Szombathy s. Heinrich 2003; Zavadil 2009, S. 419; ÖBL 14, 2013, S. 169f. (S. Weiss).