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Zwischen dem Felsstück, auf dem der Huf des Handpferdes aufsetzte und dessen

Schweifende sieht er von links unten längere und kürzere Striche, die er als An-

gabe des Meeres deutet, aus dem sich der Sonnenwagen erhebt. Der Wagenkorb

selbst wurde gänzlich weggelassen. Die offene rechte Hand des Sonnengottes

lässt darauf schließen, dass sie die Zügel hielten. Jedoch sind farbliche Reste nicht

nachzuweisen.

Aufgrund des begrenzten Raumes war es schier unmöglich, auch noch das Rad,

Meer und Pferdegeschirr plastisch herauszuarbeiten. Hier blieb nur die Möglich-

keit, durch eine plastische Malerei die Enge auszugleichen und wirken zu lassen.

Der Nimbus aber, mit seinem doppelten Kranz massiver keulenartiger Strahlen

hätte sich für eine malerische Herausarbeitung bestens geeignet. Wie eine Bema-

lung der Tempel ausgesehen haben könnte, war unlängst in der Ausstellung im

Berliner Pergamonmuseum zu sehen.

Die Rezeption der Helios-Metope (Abb. 13 )

Die Helios-Metope folgt einem klassischen Darstellungsmuster in der Relief-

kunst der schräg am Bildrand gestaffelten Pferde. Als Beispiel sei der bemalte

lykische Sarkophag von Sidon aus der Zeit des 5. – 4. Jh. v. Chr. genannt und die

14. Ostmetope des Parthenons in Athen. Auch am Pergamonaltar finden wir das

Motiv der aufgehenden (makedonischen) Sonne wieder: am Südfries finden wir

die von Osten heraufziehenden, den Tagesablauf bestimmenden Lichter: Eos, die

Göttin der Morgenröte mit langem Gewand und frontalgesichtig auf einem Pferd

reitend und den Helios, der wie griechischer Wagenlenker auf seinem aus dem

Meer aufsteigenden Wagen steht. Während er die aufbäumenden Pferde mit einst

Abb. 12 - Rekonstruktion des gemalten Rades nach Hans Jucker