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Wagen rechts schräg aus dem Hintergrund hervor. Das Haupt ist von gleichmä-

ßig fließenden Locken umgeben und wird von einem Strahlenkranz bekrönt. Er

besitzt ein jugendliches Antlitz mit vollen und weichen Zügen. Es erinnert an

das Alexanderporträt von Lysipp. Die diademartige Strahlenkrone ist doppelt ge-

reiht. Die keulenförmigen, etwas derb wirkenden elf Einzelglieder sitzen auf dem

Nimbusrand, während die kurzen tropfenförmigen Gebilde zwischen den Strah-

len des Gottes freiliegen. Kopfkalotte und Strahlenkranz greifen auf die Taenie

über, die Spitzen der Strahlen werden durch den Metopenrand beschnitten. Der

Strahlenkranz wirkt wie eine Explosion um den Kopf des Gottes, erinnert aber

zugleich an das Hoheitszeichen auf dem Strahlenschild unter dem Pferdehuf

des Gespannes der Hera, das am Ostfries des Pergamonaltars dargestellt ist. Es

scheint, als ob mit Alexander und den Diadochen die Sonne über Kleinasien auf-

geht, was die homerischen Griechen mit der Eroberung Trojas begannen, setzt

Alexander und seine Nachfolger nun fort.

Die von links unten nach rechts oben aufgebaute Bewegungsrichtung des Ge-

spannes zeigt eine kraftvolle Bewegung, die durch die Haltung des Gottes mit

seinem kräftigen rechten Arm, der die Zügel zu halten scheint. Sie wird verstärkt

durch das lange zurückwehende Gewand und mit dem würdevollen Antlitz des

Gottes.

Die Pferde erscheinen lebhaft bewegt, eins der Pferde blickt aus dem Bild heraus,

was die Wirkung noch zu verstärken scheint. Die Stangenpferde in der Mitte wer-

fen ihre Köpfe unruhig hin und her. Das Suchen nach realistischer Darstellung in

der frühhellenistischen Kunst zeigt sich besonders deutlich in der Durchbildung

der Muskulatur und der geschwollenen Ader auf dem Pferdeleib in der obersten

Reliefschicht.

Die plastische Wiedergabe eines Wagens ist nicht erkennbar. Bemalungen, die

bereits von Winnefeld angenommen wurden, sind zwar nicht von der Hand zu

weisen, jedoch erscheint der Raum, nach Goetherts Meinung, zwischen den Hin-

terbeinen der Pferde und dem Rand der Metope sehr gering.

Hans Jucker diskutierte in einem Aufsatz im AA 1969 die Bemalung der Metope

und stellt fest, dass sich „selbst von einem tiefen Standort aus, von dem der Besu-

cher das Relief betrachten muss, und bei jeder Beleuchtung, ganz besonders aber,

wenn das Licht der Nachmittagssonne in die Tiefe des Saales fällt, Spuren eines

kleinen gemalten Rades deutlich erkennen lassen“

22

(Abb.12).

22

H. Jucker, Zur Heliosmetope aus Ilion. In: AA 1969. S. 249 ff.