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und Südosten von der wahren Ost-Westrichtung ab. Mit den ihn einschließenden

Temenosumfassungen, also den Hallen im Osten, Süden und Westen sowie der

Stützmauer im Norden, war er nicht axialsymmetrisch verbunden, sondern er

nimmt mit dem Vorplatz und dem Altar das nördliche Drittel des Heiligtums

ein. Die das Temenos begrenzenden Bauten weichen noch stärker als der Tem-

pel selbst von der genauen Ost-Westrichtung ab. Die Richtung der Südhalle ist

bestimmend für alle im Süden anschließenden Gebäude, wie das Buleuterion B,

das Theater C und den Bau IX B. Die Höhenlage der untersten Tempelstufen lässt

sich nur annähernd nach einem Höhepunkt auf dem Plattenpflaster des Tempel-

vorplatzes im Planquadrat J 4 erschließen: 36,31 m ü.d.M.

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Der Aufgang zum Bezirk der Athena befindet sich in den Quadranten G 8 – 10

zwischen den beiden Theatern, also ungefähr an der Stelle, wo sich in den frü-

heren Schichten der Hauptzugang zur Burg befand . Ein großes gleichmäßig pla-

niertes Gebiet auf dem Burghügel bildete die Grundfläche für den Bau des Tem-

pels. Dörpfeld schreibt: „Und an der Stelle der einfachen Wohnhäuser und eines

ursprünglich unbedeutenden und erst in hellenistischer Zeit stattlichen Tempels

sehen wir einen großen, mit Weihgeschenken aller Art geschmückten Bezirk, in

dessen Mitte sich der von Augustus erneuerte Marmortempel der Athena erhebt.“

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Er war von den drei Stoen und der Nordmauer, deren Seitenlängen ca. 80 m

betrugen, eingeschlossen. Aufgrund der geringen Überreste ist er nicht gleich als

Tempel erkannt worden. Das Steinfundament, und das ist entscheidend für die

Datierung, denn kein anderes Bauwerk der Schicht IX bestand aus Stein, sondern

aus dem weichen Poros (Kalkstein), was darauf schließen lässt, dass das Funda-

ment einer älteren Schicht angehört, somit also der hellenistischen Zeit zuzuord-

nen ist, war bis auf einen kleinen Graben abgebrochen, der zunächst keine Beach-

tung fand. Die Abmessungen des Fundamentes, dessen Gräben bis in die Schicht

Troja II hineinreichten, lassen sich in der Länge auf 16,40 m und in der Breite

auf 35,70 m rekonstruieren. Der Tempel besitzt die Form eines Peripteros von 6

x 12 Säulen, der Stylobat hatte die Maße 15,15 m x 32,40 m. Eine von Dörpfeld

angenommene Treppenanlage wird kontrovers diskutiert. Der Bau bestand aus

feinkörnigem, weißem mit bläulichen Adern durchzogenem Marmor, von denen

sich viele Bruchstücke in der Nähe des Fundamentes fanden: Säulentrommeln,

Kapitelle, Architrave, Kassettensteine usw. Etliche Architekturstücke befanden

sich wiederum auf den Friedhöfen der näheren Umgebung. Der große Altar und

der Brunnen dürften zeitgleich mit dem Tempel angelegt worden sein.

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Vgl. Goethert/Schleif. 1962. S. 3

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Dörpfeld: 1902 S. 211.