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Siege am Granikos dort hinauf kam, schmückte er den Tempel mit Weihgeschen-

ken und nannte den Ort Stadt, befahl auch den Vorstehern, diese durch Bauwerke

zu heben, und erklärte sie für unabhängig und frei. Später aber, nach Auflösung

der Persermacht, sandte er einen wohlwollenden Brief, worin er versprach, die

Stadt groß und den Tempel berühmt zu machen und heilig Kampfspiele zu stif-

ten. Nach seinem Tod sorgte besonders Lysimachos (360/361 – Februar 281 v.

Chr.) für die Stadt, baute einen Tempel, führte etwa eine 40 Stadien [ca. 7 – 8 km]

lange Mauer um sie herum und siedelte in ihr die Bewohner der alten und schon

verfallenen Städte der Umgebung zusammen an.“ Weiter erzählt uns Strabon,

dass, als die Römer Asien zuerst betraten und Antiochos den Großen aus dem

Land diesseits des Taurus vertrieben, (190/189 v. Chr.), Demetrios von Skepsis,

damals noch ein Jüngling ,,Ilion besuchte und sie so in Verfall fand, dass die

Häuser nicht einmal mehr Ziegel auf den Dächern hatten, so dass die aus Euro-

pa übergesetzten Galater zwar zur Stadt hinaufgezogen seien, diese aber wegen

der fehlenden Stadtmauer sogleich wieder verließen. Später – unter römischem

Schutz – hätte die Stadt einen kräftigen Aufschwung genommen bis Fimbria (85

v. Chr.) sie zerstörte.“

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Diese Darstellung Strabons ist insofern interessant, dass sie widersprüchliche

Aussagen enthält: Im ersten und dritten Teil dieser Schilderung erscheint Ilion als

unbedeutende Landstadt, die noch nicht einmal über eine Mauer verfügte, wäh-

rend die Überlieferung aus dem zweiten Teil von Maßnahmen und Bautätigkei-

ten des Lysimachos in Ilion berichtet. Strabos Aussage über die von Lysimachos

errichtete 40 Stadien umfassende Stadtmauer wird in der Forschung kontrovers

diskutiert. Bereits W. Dörpfeld bezog diese Aussage auf Alexandreia Troias, da

eine griechische Stadtmauer nicht nachgewiesen werden konnte.

11

Die Belagerung und nach 11 Tagen Eroberung Ilions durch Fimbra hatte kata-

strophale Folgen. Appian (vor 100? – 161? n. Chr.). berichtet, dass die Stadt durch

die ruchlosen Soldaten in Brand gesetzt und völlig zerstört, viele oder alle Ilier

getötet wurden und auch das Heiligtum der Athena Ilias angezündet worden sei.

Auf wundersame Weise überstand das Kultbild der Athena diesen Brand unbe-

schadet.

12

Aurelius Victor dagegen berichtet von einem unbeschadet gebliebenen Tempel.

13

Später bekundeten sowohl Sulla als auch Caesar der Stadt ihre Zuneigung, ohne

dass sie Reparaturen durchführen ließen. Dies erfolgte erst durch Augustus, der

10

Strabon XIII 593-594

11

W. Dörpfeld, Troja und Ilion. Athen 1902. S. 240.

12

App. Mithr. XII 53.

13

Aur. Vict. 70.