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opferte er der Athene, der Schutzgöttin von Ilion, seine berühmte Gabe von 1000
Rindern, während die Magier den in Troja gefallenen Helden Trankopfer dar-
brachten. Mit Tagesanbruch aber zog er von dort weiter, …“
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Xenophon (426
– um 355 v. Chr.) überliefert in seiner Hellenika, dass „der lakedaimonischer Ad-
miral Mindaros, während seine Flotte vor Abydos lag, selber nach Ilion hinauf-
gestiegen sei, um der Athene zu opfern, und von dort die Seeschlacht zwischen
dem Geschwader des Darius und den Athenern, nahe der Küste bei Rhoiteion,
gesehen habe.“
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Titus Livius (um 59 v. Chr. – um 17 n.Chr.), berichtet dass „Antiochos der Große
vom Meere nach Novum Ilium hinaufgestiegen sei, um der ilischen Athene zu
opfern.“
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Ebenso taten dies der Consul Livius
7
und auch bei Justinus können wir
nachlesen, dass bei der ersten römischen Expedition nach Asien ein Austausch
von Beglückwünschungen zwischen Iliern und Römern, wie zwischen Eltern und
Kindern nach einer langen Trennung, stattgefunden habe.
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Alle diese Überlieferungen belegen, welcher Wertschätzung sich das Heiligtum
erfreute. Auskünfte über die bauliche Situation erhalten wir nicht. Die Berichte
über den Besuch Alexander des Großen sind hier wesentlich informativer. Bei
Arrian (um 85/90 – 145/6 n. Chr.) lesen wir:
„Als dieser den Hellespont überschritt, sandte er sein Heer unter Parmenion von
Sestos nach Abydos und setzte, nachdem er am Grabe des Protesilaos zu Elaius
in Chersones feierliche Opfer dargebracht hatte, nach der Ebene von Troja über.
Nach Ilion aufgestiegen, opferte er der Athene, spendete den Heroen Trankopfer,
hing seine Rüstung im Tempel der Göttin auf und nahm einige heilige Waffen,
die dort seit dem trojanischen Kriege aufbewahrt wurden. So groß war seine
Verehrung für diese trojanischen Waffen, dass er sie in der Schlacht von seiner
Leibgarde vor sich hertragen ließ. Auch dem Priamos brachte er zu Ilium im
Tempel des Zeus Herkeios Opfer dar und bat ihm, von seinem Zorne gegen das
Geschlecht des Neoptolomos, zu welchem er, Alexander, gehöre, abzulassen“
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Strabon (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) überliefert uns folgendes: „Die Stadt der heutigen
Ilier soll bis zu jener Zeit ein kleiner Ort (Landstadt) gewesen sein, mit einem
kleinen und unbedeutenden Tempel der Athene. Als aber Alexander nach dem
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Hdt. VII. 43.
5
Xen. hell. I, 1, 4.
6
Liv. XXXV 43, 3.
7
Liv. XXXVII 9, 7.
8
Iust. XXXI, 8.
9
Arrian. Alexand. Anab. I, ‚II 5-8