53
Die einzige bisher festgestellte spätbronzezeitliche Siedlung an der Küste zwi-
schen Ephesos und Milet ist Kadıkalesi.
19
Das gut 6 ha messende Hügelareal war
bis in die byzantinische Zeit besiedelt. Die Grabungen stehen erst am Anfang,
haben jedoch spätmykenische Keramik, ein männliches Bronzefigürchen im he-
thitischen Stil des 14. Jhs. sowie ein mykenisches Terrakotta-Köpfchen erbracht.
Wichtig ist, dass die Keramik mykenischen Stils den größten Anteil am gesamten
spätbronzezeitlichen Keramik-Spektrum einnimmt. Auf diesem Hügel ist noch ei-
niges zu erwarten.
Im Hinterland von Ephesos ist er-
neut der Bademgediği Tepesi zu
erwähnen
20
(Abb. 7). In der spät-
bronzezeitlichen Siedlung deu-
tet die Vielfalt der Keramik eine
Blütezeit im 14. Jh. an. Eine mit
riesigen Steinen terrassierte Stra-
ße an der Nord- und Ostflanke
des Siedlungshügels weist Wagen-
spuren auf; neben ihr läuft ein in
den Fels gehauener Wasserkanal.
Eine mit kyklopischen Steinen
errichtete Befestigungsmauer, die
über einen Lehmziegel-Oberbau
verfügte, umgibt ein Siedlungsare-
al von etwa 5 ha, mithin fast das
Dreifache des ummauerten Areals
von Troia VI. Auf der Hügelkuppe
befindet sich eine ebenfalls befestigte Anlage von 60 x 40 m, mithin 2400 qm,
vielleicht eine Residenz. Weder sie noch die durch einen dichten Keramikteppich
angedeuteten Häuser sind bisher ausgegraben worden. Der potentielle Ausgrä-
ber hält diese Siedlung für das in hethitischen Quellen erwähnte Puranda, dessen
Blütezeit durch Mursili II beendet wurde. Die Annalen dieses Hethiterkönigs be-
haupten, alle 16000 Bewohner von Puranda seien nach Hattuşa deportiert worden;
darin dürften die Bewohner des zugehörigen Landgebietes einbegriffen sein, falls
die Zahl nicht triumphaler Ruhmrede zu verdanken ist.
19
E. Akdeniz, A New Excavation in Western Anatolia: Kadıkalesi (ancient Anaia). A Preliminary
Report for Prehistoric-Protohistoric Results 2001-2005, OLBA 13, 2006, 1-33.
20
R. Meriç, Das Hinterland von Ephesos (zit. in Anm. 14). R. Meriç/P.A. Mountjoy, Mycenaean
Pottery fromBademgediği Tepe (Puranda) in Ionia, IstMitt 52, 2002 79-98. R. Meriç, Excavations
at Bademgediği Tepe (Puranda) 1999-2002: A Preliminary Report, IstMitt 53, 2003, 79-98.
Abb. 7 – Plan der spätbronzezeitlichen Siedlung
auf dem Bademgediği Tepe (Puranda?): aus Ist-
Mitt 53, 2003, 81 fig. 2