Background Image
Previous Page  48 / 240 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 48 / 240 Next Page
Page Background

48

Bronzezeit I von einer steinernen Befestigungsmauer umgebene Siedlung ent-

deckt mit unmittelbar aneinander angrenzenden, sich an die Befestigungsmauer

anlehnenden Häusern, die in einem radialen Schema angeordnet sind. In der Frü-

hen Bronzezeit II wird eine neue, spektakuläre Befestigungsmauer aus Kalkstein

errichtet, an der man eine 20 m lange und wahrscheinlich 15 m breite, hufeisen-

förmige Bastion entdeckt hat, von welcher nur der untere, noch 6 m hohe Teil

erhalten ist. Der Haupteingang wird durch einen Turm gesichert (Abb. 4). Diese

Mauer umgibt ein Burgareal von 290 m Durchmesser, das mithin fast dreimal so

groß ist wie das gleichzeitige Troia II; südlich erstreckt sich eine anscheinend

deutlich fassbare Außensiedlung. Keramiköfen und Metallschlacken deuten auf

lokales Handwerk hin. Der frühbronzezeitliche Liman Tepe war zweifellos ein

bedeutendes regionales Zentrum. Allzu voreilig wurde freilich eine Hafenanlage

am Fuß des Hügels zunächst als bronzezeitlich angesprochen; seitdem man sie

näher erforscht hat, weiß man, dass sie erst zwischen dem 6. und dem 4. Jh. v.

Chr. entstanden ist. Bronzezeitliche Hafenanlagen im Ägäisraum bleiben Phanta-

sieprodukte.

Etwas südlich von Izmir hat man auf dem Bakla Tepe etwa 15 km vom Meer ent-

fernt auf einem felsigen Hügel eine große FB I-Siedlung von 90 m Durchmesser

mit einer 3 m dicken Befestigungsmauer sowie Langhäusern, die sich auf gepflas-

terte Straßen öffnen, gefunden. Sie war etwas größer als Troia I, ähnelte diesem

aber in der Siedlungsstruktur.

8

Im Tal des Hermos-Flusses, einer weiteren wichtigen Verbindungslinie von der

Küste ins Landesinnere, haben Feldforschungen in der Umgebung von Manisa bis

zum Jahr 2008 44 prähistorische Siedlungen gefunden, von denen die meisten be-

reits in der Frühen Bronzezeit genutzt wurden.

9

Im mittleren Hermos-Tal wurden

im Gebiet um den Gygäischen See (Marama Gölü) mehrere prähistorische Sied-

lungshügel entdeckt, darunter jener von Bozyer

10

, auf dem ein etwa 14 ha großes

Areal reich an frühbronzezeitlicher Keramik, Webgewichten, Schleudersteinen,

Mahlsteinen usw. ist. Die Forscher interpretieren diese Siedlung als einen bedeu-

tenden frühbronzezeitlichen Knotenpunkt im Ost-West-Verbindungs-Netzwerk

zwischen Ägäis und dem zentralen Anatolien; Grabungen haben dort bisher nicht

stattgefunden.

8

T. Özkan/H. Erkanal, Tahtalı Dam Area Salvage Project, Izmir 1999.

9

E. Akdeniz, AST 26,2, 2008, 255ff.; 27, 2009, 153ff.

10

Gebiet um Gygäischen See: Chr. Roosevelt u.a., Central Lydia Archaeological Survey, AST 25,3,

2008, 305-326; 26,2, 2009, 433-443; 27,2, 2010, 1-15; 28,3, 2011, 55-74. – Zu Bozyer s. vor allem

AST 27,2, 2010, 2-5. Chr.H. Roosevelt, The Archaeology of Lydia. From Gyges to Alexander,

Cambridge 2011, enthält keine weiteren Informationen zu diesen Forschungsergebnissen.