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Bronzezeit I von einer steinernen Befestigungsmauer umgebene Siedlung ent-
deckt mit unmittelbar aneinander angrenzenden, sich an die Befestigungsmauer
anlehnenden Häusern, die in einem radialen Schema angeordnet sind. In der Frü-
hen Bronzezeit II wird eine neue, spektakuläre Befestigungsmauer aus Kalkstein
errichtet, an der man eine 20 m lange und wahrscheinlich 15 m breite, hufeisen-
förmige Bastion entdeckt hat, von welcher nur der untere, noch 6 m hohe Teil
erhalten ist. Der Haupteingang wird durch einen Turm gesichert (Abb. 4). Diese
Mauer umgibt ein Burgareal von 290 m Durchmesser, das mithin fast dreimal so
groß ist wie das gleichzeitige Troia II; südlich erstreckt sich eine anscheinend
deutlich fassbare Außensiedlung. Keramiköfen und Metallschlacken deuten auf
lokales Handwerk hin. Der frühbronzezeitliche Liman Tepe war zweifellos ein
bedeutendes regionales Zentrum. Allzu voreilig wurde freilich eine Hafenanlage
am Fuß des Hügels zunächst als bronzezeitlich angesprochen; seitdem man sie
näher erforscht hat, weiß man, dass sie erst zwischen dem 6. und dem 4. Jh. v.
Chr. entstanden ist. Bronzezeitliche Hafenanlagen im Ägäisraum bleiben Phanta-
sieprodukte.
Etwas südlich von Izmir hat man auf dem Bakla Tepe etwa 15 km vom Meer ent-
fernt auf einem felsigen Hügel eine große FB I-Siedlung von 90 m Durchmesser
mit einer 3 m dicken Befestigungsmauer sowie Langhäusern, die sich auf gepflas-
terte Straßen öffnen, gefunden. Sie war etwas größer als Troia I, ähnelte diesem
aber in der Siedlungsstruktur.
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Im Tal des Hermos-Flusses, einer weiteren wichtigen Verbindungslinie von der
Küste ins Landesinnere, haben Feldforschungen in der Umgebung von Manisa bis
zum Jahr 2008 44 prähistorische Siedlungen gefunden, von denen die meisten be-
reits in der Frühen Bronzezeit genutzt wurden.
9
Im mittleren Hermos-Tal wurden
im Gebiet um den Gygäischen See (Marama Gölü) mehrere prähistorische Sied-
lungshügel entdeckt, darunter jener von Bozyer
10
, auf dem ein etwa 14 ha großes
Areal reich an frühbronzezeitlicher Keramik, Webgewichten, Schleudersteinen,
Mahlsteinen usw. ist. Die Forscher interpretieren diese Siedlung als einen bedeu-
tenden frühbronzezeitlichen Knotenpunkt im Ost-West-Verbindungs-Netzwerk
zwischen Ägäis und dem zentralen Anatolien; Grabungen haben dort bisher nicht
stattgefunden.
8
T. Özkan/H. Erkanal, Tahtalı Dam Area Salvage Project, Izmir 1999.
9
E. Akdeniz, AST 26,2, 2008, 255ff.; 27, 2009, 153ff.
10
Gebiet um Gygäischen See: Chr. Roosevelt u.a., Central Lydia Archaeological Survey, AST 25,3,
2008, 305-326; 26,2, 2009, 433-443; 27,2, 2010, 1-15; 28,3, 2011, 55-74. – Zu Bozyer s. vor allem
AST 27,2, 2010, 2-5. Chr.H. Roosevelt, The Archaeology of Lydia. From Gyges to Alexander,
Cambridge 2011, enthält keine weiteren Informationen zu diesen Forschungsergebnissen.