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Schreiten wir voran in den Nordwesten Kleinasiens, ein gutes Stück östlich der

Troas, so ist der Siedlungshügel von Küllüoba bei Seyitgazı in der Region von

Eskişehir zu erwähnen.

11

Hier wurde eine knapp 4 ha große frühbronzezeitliche

Siedlung gefunden, die in der FB II Spät-Periode eine Burganlage, umgeben von

einer starken Befestigungsmauer mit Toren und Türmen, aufwies. In der Mitte der

Burg gab es eine große freie Fläche, an deren Ostseite ein von den Ausgräbern als

Palast bezeichnetes, etwa 450 qm großes Gebäude mit zentralem Megaron und

Vorratsräumen lag. Die Gebäude der Siedlung waren entlang von Straßen aufge-

reiht, die Häuser im Burgbereich groß und sorgfältig in einer Art insulae-System

von jeweils 30 x 20 m angeordnet und alle nach dem gleichen Schema gegliedert:

ein Megaron mit Herd als großer Hauptraum, flankiert von einer Anzahl kleine-

rer Räume. In der Region um Eskişehir wurden im übrigen zahlreiche weitere

prähistorische Höyük gefunden, und 30 km östlich von Eskişehir liegt der große

Siedlungshügel von Midaion, auf dem bisher allerdings nur Feldforschungen eine

Besiedlung vom 3. Jts. an feststellten.

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Kommen wir zur Mittleren Bronzezeit, die auf Hisarlık in Gestalt von Troia V

bekanntlich von bescheidenem Charakter ist. Ganz anders an anderen Orten des

westlichen Kleinasien. Kehren wir zurück ins Tal des Mäander-Flusses (Abb. 1),

so sind dort 42 in der Mittleren Bronzezeit besiedelte Plätze entdeckt worden,

von denen wiederum etwa 25 in der Region von Beycesultan liegen. Unter ihnen

ragt erneut Beycesultan heraus

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(Abb. 2). Dort existierte um 1900 eine von einer

Befestigungsmauer umgebene, etwa 24 ha große, dicht bebaute Siedlung mit Hei-

ligtümern, großen öffentlichen Gebäuden auf der westlichen Erhebung und einem

Palast mit mindestens einstöckigen Gebäuden auf dem östlichen Hügel (Abb. 5).

Er ist noch unvollständig ausgegraben, erstreckt sich aber in diesem Zustand mit

fast 50 Räumen über 70 x 55 m, d. h. etwa 3900 qm. Er wurde im 18. oder 17. Jh.

v. Chr. durch einen Brand zerstört. Zweifellos war Beycesultan damals ein Fürs-

tensitz, der die Umgebung dominierte.

Auf dem Bademgediği Tepesi (Abb. 1; dort als Puranda eingetragen) im Hinter-

land von Ephesos wurde an einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung in der Mittleren

Bronzezeit eine befestigte Siedlung von angeblich 750 m Durchmesser, das wären

11

T. Efe, KST 28,1, 2007, 71-90. B. Yıldırım/M.-H. Gates, Archaeology in Turkey 2004-2005, AJA

111, 2007, 288f.

12

Midaion: N. Bilgen, AST 23,2, 2006, 403-408.

13

Zu mittelbronzezeitlichen Fundorten im Mäander-Tal s. Thompson (zit. in Anm. 5); zu jenen in

der Region um Beycesultan s. Abay/Dedeoğlu (zit. in Anm.6). – Zu Beycesultan selbst in der

Mittleren Bronzezeit s. S. Lloyd/J. Mellaart, Beycesultan II: Middle Bronze Age Architecture

and Pottery, London 1965. N. Mac Sweeney, Hittites and Arzawans: a View from Western

Anatolia, AS 60, 2010, 7-24.