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Kaymakçı der größte Siedlungs-
platz in der ganzen Region und
vermutlich einer der größten im
gesamten westlichen Kleinasi-
en.
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Die Siedlung bedeckt über
mehr als 1 km Länge den Aus-
läufer eines Gebirgskammes.
Grabungen haben noch nicht
stattgefunden, aber Luftaufnah-
men (Abb. 10) und geomagne-
tische Messungen sowie die Re-
gistrierung der an der Oberfläche
anstehenden architektonischen
und sonstigen Überreste haben
folgende Ergebnisse erbracht
(Abb. 11): ein 8,6 ha großes
befestigtes Areal, das nicht nur
das spätbronzezeitliche Hisarlık,
sondern auch Festlands-griechi-
sche Burganlagen wie Mykene
und Tiryns übertrifft. Eine mit
Bastionen bestückte Mauer von
1,7 – 2,5 m Dicke umgibt die-
sen Bereich. In dessen Mitte ist
ein in Viertelkreise unterteiltes
Areal erkennbar, innerhalb des-
sen wiederum ein etwa 35 x 60
m, mithin 2100 qm messendes
mandelförmiges Gebäude auf
dem höchsten Punkt des Siedlungsbereiches liegt. Dieser zentrale Bereich weist
zusätzliche Befestigungsringe von 1,2 – 1,4 m Dicke auf und wenigstens zwei
Tore. Er bildet eine innere Zitadelle, wohl eine Residenz. In den niedriger gele-
genen südlichen und südöstlichen Bereichen des 8,6 ha großen befestigten Areals
erkennt man kleine, von Straßen unterteilte Bauten, die in einem ungefähr git-
terförmigen Muster angeordnet sind. Hier befanden sich vielleicht Lagerräume,
Werkstätten und Wohnhäuser der einfachen Bevölkerung. Im westlichen Bereich
gibt es große Gebäude, von denen eines oder mehrere möglicherweise eine Me-
garon-Gestalt, jedenfalls Dimensionen von 14 x 18 m aufweisen. Die Untertei-
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Zu den Forschungen in dieser Region und zu den im Folgenden vorgestellten Siedlungen, insbe-
sondere Kaymakçı, s. die in Anm. 10 zit. Literatur.
Abb. 10 – Luftfoto der spätbronzezeitlichen Siedlung
von Kaymakçı: aus AST 26,2, 2008, S. 449, fig. 9
Abb. 11 – Plan mit besiedelten Flächen der spätbron-
zezeitlichen Siedlung von Kaymakçı aus: AST 26,2,
2008, S. 449, fig. 10.