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sichtlich mit Hisarlık wenigstens gleichwertiger, bisweilen aber deutlich beein-
druckenderer Siedlungen gibt, so hat das gewissermaßen doppelte Aussagekraft.
Als Ausgangspunkt der Vergleiche ist es zunächst einmal notwendig, darauf hin-
zuweisen, dass Hisarlik kein Höyük/Tell, kein aus Siedlungsschichten entstande-
ner, von der Umgebung isolierter Hügel ist, sondern auf dem westlichen Ausläufer
eines natürlichen, felsigen Geländerückens liegt, der zur Skamanderebene relativ
steil abfällt. Das bedeutet, dass die Ausdehnung des Geländes von Hisarlik keine
Rückschlüsse auf die Ausdehnung der Siedlung zulässt, sondern nur die Siedlungs-
befunde darüber Auskunft geben können. Im Folgenden will ich kurz die Ausdeh-
nung und den Charakter der Siedlungen auf Hisarlık von der Frühen bis zur Späten
Bronzezeit rekapitulieren.
Troia I bezeichnet die Siedlungsepoche von etwa 2900 bis in die Mitte des 3. Jts.
Eine geböschte Befestigungsmauer mit einer Höhe von bis zu 3,50 m und einer von
Bastionen geschützten Toranlage mit einem 2 m breiten Durchgang umgab eine
Fläche mit einem Durchmesser von maximal 80 m. Parallel angeordnete Langhäu-
ser mit jeweils einem einzigen Raum waren mit einfachen, unbearbeiteten kleinen
Steinen und Lehmmörtel errichtet. Ein besonders langer Raum von 19 x 7 m, von
Dörpfeld als Megaron bezeichnet, ragt heraus.
Troia II (2550-2250) weist im Prinzip die gleiche Siedlungsstruktur auf, es gibt
aber einige mehrräumige Gebäude. Eine neue Befestigungsmauer mit einer Ge-
samtlänge von etwa 300 m, bestehend aus einem steinernen Unterbau und einem
Lehmziegel-Oberbau und versehen mit viereckigen Bastionen und Toranlagen,
umgab eine Siedlungsfläche von etwa 100 m Durchmesser, das heißt ca. 1 ha;
ein monumentales Megaron von etwa 29 x 10 m diente möglicherweise als Ver-
sammlungsgebäude. Unmittelbar außerhalb der Befestigungsmauer wurden einige
wenige Gebäudereste aus der gleichen Zeit gefunden. Die von der Troia-Grabung
suggerierte Interpretation einer in den Fels geschlagenen Palisade etwa 200 m süd-
lich der Burgmauer als Befestigungsanlage um eine Troia II-Außensiedlung ist ab-
zulehnen. Sowohl ihre Datierung – sie gehört in Wirklichkeit in die Phase Troia VI
Früh – als auch ihr Verlauf schließen eine Deutung als Befestigungsanlage um eine
Außensiedlung von Troia II aus.
Die noch ganz bzw. teilweise der Frühen Bronzezeit angehörenden, recht unbe-
deutenden Siedlungen Troia III und IV blieben in dem von der Troia II-Burgmauer
gesetzten Rahmen, und werden im folgenden Vergleich nicht weiter berücksich-
tigt. Für die schon der Mittleren Bronzezeit angehörende Siedlungsperiode Troia
V wurden unmittelbar außerhalb des weiterhin unverändert bleibenden befestigten
Areals Gebäudereste gefunden (2250-1750).




