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Dieser kleinen Runde im Pfarrhaus von Neubukow ging eine größere Veranstal-

tung mit Stoll in der Gaststätte am Markt am Abend des 5. 1. voraus. Stoll las

kurzerhand – das war der Wunsch des Publikums – Passagen aus seinem Œuvre

über Schliemann vor. Nur wenige Stunden später sollten ganz andere Töne den

Anbruch einer neuen Ära in der Schliemannforschung signalisieren.“

Zur Emission der Heinrich-Schliemann-Sondermarke im Jahre 1990 schreibt Dr.

Wilfred Geominy vom Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn: „Am

6. Januar 1972, seinem 150. Geburtstag, sitzt der Jubilar, Heinrich Schliemann,

auf der Anklagebank. Bei einer Feierstunde in seinem Geburtshaus, dem Pfarr-

haus von Neubukow (Mecklenburg), bezichtigt ihn ein amerikanischer Wissen-

schaftler der bewussten Fälschung biografischer Daten. An weiteren Versuchen,

den Mythos Schliemann zu zerstören, hat es seitdem nicht gefehlt. Die feindseli-

ge Haltung einem Manne gegenüber, der als Vater der mykenischen Archäologie

gilt, ist indes nicht neu: zeit seines Lebens als Ausgräber musste Schliemann

Verunglimpfungen hinnehmen; man nannte ihn einen Narren oder Scharlatan,

zuweilen sogar einen Lügner.“

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen 1989/90 hierzulande war es 1996 (6.

Juni) möglich, Calder erneut am Ort des Geschehens von 1972 zu begrüßen. Nun

konnte er ganz offiziell vor zahlreich anwesenden Mitgliedern und Gästen des

Heinrich-Schliemann-Klubs Neubukow e. V. seinen Vortrag „Mythos, Skandal

und Geschichte – Heinrich Schliemann heute“ halten (Abb. 5).

Abb. 5 – Prof. Calder III bei seinem Vortrag in Neubukow am 6. Juni 1996