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Informationsblatt 32 Dezember 2020
Aus der Presse
AnkershAgen.
„Heinrich
Schliemann war jemand, der
niemals stehen blieb und
auch schwierige Lebenslagen
gemeistert hat“, sagt Undine
Haase, Leiterin des Heinrich-
Schliemann-Museums in An-
kershagen. Diese Einstellung
trifft in gewisser Weise auch
für das Museum zu. Die Ein-
richtung, die in diesem Jahr
ihren 40 Geburtstag feiert und
in dem einstigen Pfarrhaus
untergebracht ist, hat sich in
den vergangenen Jahren stän-
dig weiter entwickelt. Erst
2019 wurden die Innenräume
saniert und sehr modern ge-
staltet, kamen neue Elemente
wie Hörstationen und digitale
Tafeln hinzu. Zudem wurde
der Innenraum um zwei Aus-
stellungsträume erweitert.
Auch das markante, fünf
Meter hohe trojanische Pferd
wurde neu aufgebaut.
„Uns liegt am Herzen, das
facettenreiche Leben von
Schliemann zu zeigen“, sagt
die Museumsleiterin. So wur-
de die Ausstellung derart ar-
rangiert, dass in jedem Raum
ein spezieller Abschnitt aus
Schliemanns Leben wie die
Grabungen in Troja oder My-
kene dargestellt wird. Die
Besucher können das Ganze
auf einem Rundgang im Mu-
seumsgebäude entdecken.
Daran, dass das Museum
mal top aktuell ausgestattet
sein wird, war in den An-
fangsjahren nicht zu den-
ken. „1980 gab es zunächst
nur zwei Räume, in denen
Leihgaben des Berliner Mu-
seums für Ur- und Frühge-
schichte standen sowie ei-
nige Tafeln zum Leben und
Wirken von Heinrich Schlie-
mann“, erzählt Undine Hase.
Damals habe Wilfried Bölke
die ganze Sache angescho-
ben. Es gründete sich eine
Bürgerinitiative, wodurch
zunächst eine Gedenkstätte
entstand.
1986 dann der erste Mei-
lenstein: Das Haus erhielt den
Museumsstatus, das Außen-
gelände wurde hergerichtet
und Wilfried Bölker wurde
hauptamtlicher Mitarbeiter.
Einige Jahre nach der Wen-
de, 1996 bis 1998, folgte der
nächste große
Schnitt: Das Museumsgebäu-
de wurde umfassend saniert,
der Dachboden für Sonder-
ausstellungen aus- und in die
Winterkirche eine Heizung
eingebaut. Es kamen 50 ke-
ramische Funde aus Berlin
hinzu sowie weitere Nachbil-
dungen aus dem Schatz
des Priamos, darunter
das „Diadem der He-
lena“, die von dem
Erfurter Goldschmied
Wolfgang Kuckenburg
angefertigt wurden.
Wunsch: herrichtung des
Prediger-Witwenhauses
In den 2000er Jahren be-
suchten auch immer mehr
Kinder das Haus. Kein Wun-
der: In einem Zimmer auf
dem Dachboden entstanden
2005 für die Kinder Spielele-
mente und ein großer „Göt-
terberg“, an dem die Knirpse
Wissenswertes über die my-
thologische Figuren erfah-
ren. „Seit 2019 sind in jedem
Raum Wissenselemente für
Kinder integriert, die sehr gut
genutzt werden“, spielt Haa-
se unter anderem auf digitale
Bilderbücher an.
Im Jubiläumsjahr ist nun
ein weiteres Projekt geplant.
So soll das „Silberschälchen“
– so die Bezeichnung für
den kleinen Teich auf dem
Museumsgelände – Ende
September ausgebaggert
und wieder mit Wasser be-
füllt werden. „Wir sind auch
eine Stätte des immateriel-
len Kulturerbes, das den
Besucher heute noch mit
den Heimatsagen vertraut
macht“, sagte sie.
So rankt sich um das „Sil-
berschälchen“ eine kleine
Sage. Wie Undine Haase er-
zählte, solle stets um Mitter-
nacht eine Jungfrau, die eine
Silberschale in den Händen
hält, aus dem Teich entstei-
gen. Als Kind habe Heinrich
Schliemann immer versucht
bis Mitternacht wach zu blei-
ben, um sie sehen. Doch lei-
der sei ihm die Jungfrau nicht
erschienen, schmunzelt die
Museumsleiterin.
Allerdings gibt es auch
Vorhaben, die nicht so recht
vorankommen. Beispielswei-
se bemühen sich Freunde
und Mitstreiter des Museums
seit Jahren erfolglos, dass das
Haus in die Walhalla, einer
Ehrenhalle in Regensburg für
kulturelle Besonderheiten,
aufgenommen wird. Wilfried
Bölke strebt dieses Ziel nun
bis zum 200. Geburtstag von
Schliemann im Jahr 2022 an.
Die Museumsleiterin will
das Gelände künftig noch
stärker ins Museumskonzept
einbinden und dabei auch
Kinder und Jugendliche an-
sprechen. So sei angedacht,
auf dem Grundstück eine
große griechische Triere auf-
zubauen, das ist ein ruder-
betriebenes Kriegsschiff des
Altertums.
Für die Zukunft hat Un-
dine Haase noch einen be-
sonderen Wunsch. Sie wür-
de es begrüßen, wenn auch
das Prediger-Witwenhaus in
dem Pfarrgarten-Ensemble
hergerichtet werden könn-
te. „Dann könnte dort unter
anderem das Archiv und die
Bibliothek, die beide noch in
einem anderen Gebäude in
Ankershagen untergebracht
sind, integriert werden.“
Mit seinen Ausgrabungen
zum „Schatz des Priamos“
ging Heinrich Schliemann in
die Geschichte ein. Das
Museum in Ankershagen
beleuchtet sein Wirken.
Nun wird es 40 Jahre alt.
Schliemann-Museumwird 40 Jahre alt
Nadine Schuldt
Von
Kontakt zum Autor
n.schuldt@nordkurier.de
Undine Hase im neuen Museumsraum, der den Kosmopoliten
Heinrich Schliemann darstellt.
Foto: NADiNe ScHUlDt
Das trojanische Pferd von Ankershagen ist fünf Meter hoch und
eine der Hauptattraktionen auf dem Museumsgelände.
Foto: ArcHiv
im vergangenen Jahr wurden die innenräume des Heinrich-Schliemann-Museums saniert und modern
gestaltet.
Foto: tHoMAS KUNScH
Most-Saison hat in Tressow begonnen
Nadine Schuldt
Von
Feuerwehrleute
ehren den Vielister
NR,MüritzZeitung 15.09.2020, S.13