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Seite 93

Informationsblatt 32 Dezember 2020

Aus der Presse

AnkershAgen.

„Heinrich

Schliemann war jemand, der

niemals stehen blieb und

auch schwierige Lebenslagen

gemeistert hat“, sagt Undine

Haase, Leiterin des Heinrich-

Schliemann-Museums in An-

kershagen. Diese Einstellung

trifft in gewisser Weise auch

für das Museum zu. Die Ein-

richtung, die in diesem Jahr

ihren 40 Geburtstag feiert und

in dem einstigen Pfarrhaus

untergebracht ist, hat sich in

den vergangenen Jahren stän-

dig weiter entwickelt. Erst

2019 wurden die Innenräume

saniert und sehr modern ge-

staltet, kamen neue Elemente

wie Hörstationen und digitale

Tafeln hinzu. Zudem wurde

der Innenraum um zwei Aus-

stellungsträume erweitert.

Auch das markante, fünf

Meter hohe trojanische Pferd

wurde neu aufgebaut.

„Uns liegt am Herzen, das

facettenreiche Leben von

Schliemann zu zeigen“, sagt

die Museumsleiterin. So wur-

de die Ausstellung derart ar-

rangiert, dass in jedem Raum

ein spezieller Abschnitt aus

Schliemanns Leben wie die

Grabungen in Troja oder My-

kene dargestellt wird. Die

Besucher können das Ganze

auf einem Rundgang im Mu-

seumsgebäude entdecken.

Daran, dass das Museum

mal top aktuell ausgestattet

sein wird, war in den An-

fangsjahren nicht zu den-

ken. „1980 gab es zunächst

nur zwei Räume, in denen

Leihgaben des Berliner Mu-

seums für Ur- und Frühge-

schichte standen sowie ei-

nige Tafeln zum Leben und

Wirken von Heinrich Schlie-

mann“, erzählt Undine Hase.

Damals habe Wilfried Bölke

die ganze Sache angescho-

ben. Es gründete sich eine

Bürgerinitiative, wodurch

zunächst eine Gedenkstätte

entstand.

1986 dann der erste Mei-

lenstein: Das Haus erhielt den

Museumsstatus, das Außen-

gelände wurde hergerichtet

und Wilfried Bölker wurde

hauptamtlicher Mitarbeiter.

Einige Jahre nach der Wen-

de, 1996 bis 1998, folgte der

nächste große

Schnitt: Das Museumsgebäu-

de wurde umfassend saniert,

der Dachboden für Sonder-

ausstellungen aus- und in die

Winterkirche eine Heizung

eingebaut. Es kamen 50 ke-

ramische Funde aus Berlin

hinzu sowie weitere Nachbil-

dungen aus dem Schatz

des Priamos, darunter

das „Diadem der He-

lena“, die von dem

Erfurter Goldschmied

Wolfgang Kuckenburg

angefertigt wurden.

Wunsch: herrichtung des

Prediger-Witwenhauses

In den 2000er Jahren be-

suchten auch immer mehr

Kinder das Haus. Kein Wun-

der: In einem Zimmer auf

dem Dachboden entstanden

2005 für die Kinder Spielele-

mente und ein großer „Göt-

terberg“, an dem die Knirpse

Wissenswertes über die my-

thologische Figuren erfah-

ren. „Seit 2019 sind in jedem

Raum Wissenselemente für

Kinder integriert, die sehr gut

genutzt werden“, spielt Haa-

se unter anderem auf digitale

Bilderbücher an.

Im Jubiläumsjahr ist nun

ein weiteres Projekt geplant.

So soll das „Silberschälchen“

– so die Bezeichnung für

den kleinen Teich auf dem

Museumsgelände – Ende

September ausgebaggert

und wieder mit Wasser be-

füllt werden. „Wir sind auch

eine Stätte des immateriel-

len Kulturerbes, das den

Besucher heute noch mit

den Heimatsagen vertraut

macht“, sagte sie.

So rankt sich um das „Sil-

berschälchen“ eine kleine

Sage. Wie Undine Haase er-

zählte, solle stets um Mitter-

nacht eine Jungfrau, die eine

Silberschale in den Händen

hält, aus dem Teich entstei-

gen. Als Kind habe Heinrich

Schliemann immer versucht

bis Mitternacht wach zu blei-

ben, um sie sehen. Doch lei-

der sei ihm die Jungfrau nicht

erschienen, schmunzelt die

Museumsleiterin.

Allerdings gibt es auch

Vorhaben, die nicht so recht

vorankommen. Beispielswei-

se bemühen sich Freunde

und Mitstreiter des Museums

seit Jahren erfolglos, dass das

Haus in die Walhalla, einer

Ehrenhalle in Regensburg für

kulturelle Besonderheiten,

aufgenommen wird. Wilfried

Bölke strebt dieses Ziel nun

bis zum 200. Geburtstag von

Schliemann im Jahr 2022 an.

Die Museumsleiterin will

das Gelände künftig noch

stärker ins Museumskonzept

einbinden und dabei auch

Kinder und Jugendliche an-

sprechen. So sei angedacht,

auf dem Grundstück eine

große griechische Triere auf-

zubauen, das ist ein ruder-

betriebenes Kriegsschiff des

Altertums.

Für die Zukunft hat Un-

dine Haase noch einen be-

sonderen Wunsch. Sie wür-

de es begrüßen, wenn auch

das Prediger-Witwenhaus in

dem Pfarrgarten-Ensemble

hergerichtet werden könn-

te. „Dann könnte dort unter

anderem das Archiv und die

Bibliothek, die beide noch in

einem anderen Gebäude in

Ankershagen untergebracht

sind, integriert werden.“

Mit seinen Ausgrabungen

zum „Schatz des Priamos“

ging Heinrich Schliemann in

die Geschichte ein. Das

Museum in Ankershagen

beleuchtet sein Wirken.

Nun wird es 40 Jahre alt.

Schliemann-Museumwird 40 Jahre alt

Nadine Schuldt

Von

Kontakt zum Autor

n.schuldt@nordkurier.de

Undine Hase im neuen Museumsraum, der den Kosmopoliten

Heinrich Schliemann darstellt.

Foto: NADiNe ScHUlDt

Das trojanische Pferd von Ankershagen ist fünf Meter hoch und

eine der Hauptattraktionen auf dem Museumsgelände.

Foto: ArcHiv

im vergangenen Jahr wurden die innenräume des Heinrich-Schliemann-Museums saniert und modern

gestaltet.

Foto: tHoMAS KUNScH

Most-Saison hat in Tressow begonnen

Nadine Schuldt

Von

Feuerwehrleute

ehren den Vielister

NR,MüritzZeitung 15.09.2020, S.13