Seite 92 Informationsblatt 32 Dezember 2020
Aus der Presse
ANKERSHAGEN.
Acht Jahre lang
lebte der Troja-Ausgräber
Heinrich Schliemann als Kind
imAnkershagener Pfarrhaus.
Dort gedieh sein Traum, das
sagenumwobene Troja zu ent-
decken. Der raffinierte Kauf-
mann erreichte sein utopisch
scheinendes Ziel. Die Erlebnis-
se, die den Weg des Troja-Ent-
deckers bis zur symbolischen
Ziellinie pflasterten, bewahrt
seit 19. Dezember 1980 das
Schliemann-Museum. Vor
40 Jahren wurde die Einrich-
tung als Gedenkstätte auf Be-
streben einer Bürgerinitiative
gegründet. Heute, 40 Jahre
später, hätte Museumsleiterin
Undine Haase gern das runde
Jubiläum gefeiert, doch das
muss bis zumHerbst oder gar
bis 2021 warten. Verantwort-
lich für die Entscheidung ist
die Corona-Pandemie.
Überlegt haben sich die
Schliemann-Freunde trotz-
dem etwas: ein Rückblick
auf Sonderausstellungen der
vergangenen vier Jahrzehnte.
Insgesamt 72 Sonderausstel-
lungen wurden zusammenge-
stellt. Zunächst konnten sie
platzbedingt nur in zwei Vit-
rinen präsentiert werden; ab
1996 stand fast das komplette
Dachgeschoss des Pfarrhau-
ses zur Verfügung.
Modernes Konzept
zahlt sich aus
Seit Juni 2019 präsentiert sich
das Museum in einem höchst
modernen, digitalen Gewand.
Bund, Land, Kreis und Schlie-
mann-Gesellschaft investier-
ten knapp 500 000 Euro in die
Aufarbeitung der Daueraus-
stellung. In gut acht Monaten
nach der Wiedereröffnung
zählte das Museum bereits 11
500 Besucher, was als zufrie-
denstellend gilt. „Wir würden
uns jährlich 15 000 Besucher
wünschen; unsere Höchst-
marke lag aber schon mal bei
18 000 Besuchern“, erinnerte
sich Leiterin Undine Haase
zurück. Ob das Corona-Jahr
durch eine gut zweimonatige
Schließzeit mit solchen Gäste-
werten mithalten kann, muss
abgewartet werden. Ab Mitte
Mai durften Schliemann-Fans
zwar wieder kommen. „Uns
sind durch die Vorgaben aber
auch 1800 reservierte Besuche
verloren gegangen“, erzählte
Haase und spielt unter an-
derem auf abgesagte Reise-
gruppentermine und Klas-
senausflüge an. Bezogen auf
den Eintrittspreis sind dem
Museum damit rund 10 000
Euro verloren gegangen. Hin-
zu kommt das gezwungener-
maßen abgesagte griechische
Fest imMai, das stets rund 800
Besucher anlockt. Der endgül-
tige Kassensturz folgt am Jah-
resende. Dann wird laut Sabi-
ne Lauffer, Geschäftsführerin
der Wirtschaftsförderung des
Kreises, auch entschieden, ob
beim Land Finanzmittel zur
Unterstützung
beantragt
werden müssen. Die Wirt-
schaftsförderung betreibt das
Museum über die Museen
gGmbH.
Investitionen sollen Areal
attraktiver machen
Führungen können weiter-
hin nicht stattfinden. Es gibt
Einweisungen. Der Eintritt
erfolgt in kleinen Gruppen
mit bis zu fünf Personen
oder aber im Familienkreis,
so Haase. Bislang sei die Be-
sucherfrequenz trotz Corona
zufriedenstellend. „Es kom-
men derzeit mehr Besucher,
als es vor zwei Jahren vor der
Umgestaltung der Fall war“,
so Sabine Lauffer.
Genau wie Undine Haase
blickt sie allerdings lieber nach
vorn: Unter Vorbehalt sind für
den 22. August ein Kino Open-
Air mit einem Troja-Film so-
wie am 13. September ein
Museumsfest geplant. Sogar
größere Investitionen sind ge-
plant: So soll das großzügige
Außengelände mit einer Trie-
re, einem griechischen Drei-
ruderer, bestückt werden. Bis
2022 – das Jahr, an demSchlie-
mann seinen 200. Geburtstag
feiern würde – soll für die jün-
geren Besucher außerdemeine
Wissensstrecke zur griechi-
schen Antike gesetzt werden.
Seit 40 Jahren informiert
das Ankershagener Museum
über den Troja-Entdecker
Heinrich Schliemann. Doch
ausgerechnet das
Jubiläumsjahr sorgt wegen
Corona für allerhand
Herausforderungen.
Schliemann-Museum lässt sich
runden Geburtstag nicht verderben
Susann Salzmann
Von
Kontakt zum Autor
s.salzmann@nordkurier.de
Durch die Sonderausstellungen kamen Gäste ins Schliemann-Museum, die sich erst in zweiter Linie für Troja und seinen Entdecker
interessierten. Gabriele und Eberhard Wilzki, Rainer Hilse und Wilfried Bölke (von links) haben die ersten Themenausstellungen
ausgearbeitet, so unter anderem zu archäologischen Themen. Bis Ende November ist der museale Rückblick zu sehen.
FOTO: S. SALZMANN
Dämonische Wesen stehen im
Polnischer Nachmittag
Seite 17
Samstag/Sonntag, 1./2. August 2020
Nordkurier am Wochenende
NK, MüritzZeitung 01.08.2020, S.17