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Seite 90 Informationsblatt 32 Dezember 2020

Aus der Presse

tungsboot Sturmvogel 4 eil-

Zweimal Mastbruch auf der Müritz

Stephan Radtke

Von

WAREN/ANKERSHAGEN.

„Für

dieses Jubiläum hätte es

keinen besseren Referen-

ten geben können“, sagte

Dr. Reinhard Witte mit Be-

geisterung am Sonntag in

der Europäischen Akademie

in Waren und bedankte sich

bei Dr. Tobias Mühlenbruch.

Der Schliemann-Forscher und

Spezialist für die Spätbron-

zezeit vom Landesmuseum

für Vorgeschichte in Halle

hatte die unverhoffte Ehre,

den

200. Sonntagsvortrag

der Heinrich-Schliemann-Ge-

sellschaft halten zu dürfen.

Eigentlich wäre Tobias Müh-

lenbruch schon im Mai dran

gewesen, doch coronabedingt

musste der Termin ausfal-

len, und weil nun wiederum

ein anderer Referent für den

ersten Juli-Sonntag absagte,

rutschte Mühlenbruch auf den

historischen Termin.

Aufgrund der noch gel-

tenden Abstandsregeln wur-

de die Veranstaltung von

Ankershagen in die Euro-

päische Akademie verlegt.

Dort sprach Tobias Mühlen-

bruch zum Thema „Mykener

und Hethiter – Nachbarn

im Ostmittelmeerraum des

zweiten Jahrtausends vor

Christus“ und präsentierte

in seinem einstündigen Vor-

trag den neuesten Stand der

Forschung über die beiden

Kulturen mit Bezug auf den

Troja-Entdecker Schliemann.

Genau dieser Bildungsbei-

trag für die Menschen in der

Region ist es, was die Veran-

staltungsreihe seit 17 Jahren

ausmacht. Gleich, nachdem

Dr. Reinhard Witte am 1.

April 2003 die Leitung des

Schliemann-Museums über-

nommen hatte, startete er

mit diesem Format und hielt

bis zu seinem Abschied in

den Ruhestand im September

2017 allein 168 Vorträge. Nach

Wittes Ausscheiden aus dem

Amt beschloss der Vorstand

der internationalen Heinrich-

Schliemann-Gesellschaft, die-

se Tradition in einer neuen

Reihe mit wechselnden Re-

ferenten fortzuführen. „Wir

haben ein festes Stammpub-

likum, das fast zu jeder Ver-

anstaltung kommt und auch

einige Urlauber, die sich die

Vorträge anhören“, sagte Rein-

hard Witte.

Sorgen, dass weit angereis-

te Dozenten vor zwei Gästen

sprechen, habe man sich nie

machen müssen. Das Format

hat seine Fans und füllt Räu-

me. Bei Themen wie „Schlie-

mann und die Frauen“ seien

sogar 100 Leute gekommen.

Mit Sorge schaut der Vorsit-

zende der Schliemann-Gesell-

schaft aber auf die Entwick-

lung der Mitgliederzahlen.

Denn von einst 230 ist die auf

180 gesunken. „Ein beunruhi-

gendes Faktum. Wir brauchen

neue und vor allem junge Mit-

glieder“, sagte Witte.

Über

Besuchermangel

kann sich auch Wittes Nach-

folgerin Undine Haase nicht

beklagen. „Die Besucherzah-

len sind sehr gut und unser

Ferienprogramm für Kinder

wird gut angenommen. Leider

dürfen wir aktuell immer nur

eine begrenzte Besucherzahl

ins Museum lassen, was zu

Wartezeiten führt“, sagt Un-

dine Haase. Neben dem Falla-

da-Haus in Carwitz und den

Barlach-Museen in Güstrow

gehört das Schliemann-Mu-

seum seit 2001 zu dem erlese-

nen Kreis von 40 Häusern, die

im „Blaubuch“ der national

bedeutsamen Kultureinrich-

tungen in Ostdeutschland ver-

zeichnet sind. In diesem Jahr

feiert das Museum sein 40-jäh-

riges Bestehen. Dazu soll es im

Herbst eine große Festveran-

staltung geben und bereits am

31. Juli wird eine neue Sonder-

ausstellung eröffnet, die sich

mit den 73 Sonderausstellun-

gen der vergangenen 40 Jahre

beschäftigt.

Mit Freude schaut die

Schliemann-Gesellschaft auf

das übernächste Jahr. Denn

2022 feiert die wohl bekann-

teste und bedeutsamste Per-

sönlichkeit der Müritzregion

ihren 200. Geburtstag und

die Schliemann-Gesellschaft

bereitet dafür eine große

Konferenz vor. Der nächste

Sonntagsvortrag findet am

2. August voraussichtlich wie-

der in der Europäischen Aka-

demie statt. Eingeladen ist

dann der Restaurator Detlef

Krohn aus Carpin, der einen

Vortrag über die mittelalter-

lichen Gewölbeausmalungen

im Chor der Ankershagener

Dorfkirche hält.

Als Dr. Reinhard Witte im

April 2003 neuer

Museumsleiter wurde, rief er

die Sonntagsvorträge ins

Leben. Auch nach seinem

Ausscheiden in den

Ruhestand ging diese Reihe

weiter, die jetzt ihre 200.

Veranstaltung feierte.

Sagenhaft: 200. Vortrag

über Schliemann

Ingmar Nehls

Von

Kontakt zum Autor

i.nehls@nordkurier.de

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168 Sonntagsvorträge hielt er selbst: Reinhard Witte mit der

Nachbildung der „Totenmaske des Agamemnon“, einem der

bekanntesten Fundstücke Schliemanns.

FOTO: BERND WÜSTNECK

Tobias Mühlenbruch vom

Landesmuseum für

Vorgeschichte in Halle/Saale

hielt den mittlerweile 200.

Sonntagsvortrag.

FOTO: I. NEHLS

Waren, Röbel, Malchow, Penzlin und die Region

Röbel

NK, MüritzZeitung 06.07.2020, S.13