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Informationsblatt 32 Dezember 2020
Beiträge und Berichte
boren. Als sich die Insel 1822 gegen das Osmanische Reich
erhob und einseitig die Unabhängigkeit erklärte, sandte der
Sultan aus Istanbul 10.000 Soldaten, die etwa 20.000 Ein-
wohner massakrierten und viele andere in die Sklaverei un-
terwarfen. Während der Vater getötet wurde, wurden Geor-
gios und sein Bruder als Sklaven verkauft und nach Kons-
tantinopel deportiert, wo er von einem Mitglied der Husay-
niden gekauft wurde, die damals die Bey von Tunis waren.
Als Sklave wurde er zum Islam konvertiert und in „Mustafà“
umbenannt, während der Familienname Khaznadar von dem
türkischen Begriff stammt, der zur Definition von Staats-
schatzmeistern verwendet wurde. In der Familie von Musta-
fà Bey aufgewachsen, arbeitete er als privater Schatzmeister
des Kronprinzen und wurde dann Staatsschatzmeister, als
dieser Bey wurde. Er wurde 1837 zum Großwesir (Premier-
minister) ernannt und hatte diese Position für die nächsten
vierzig Jahre inne. 1839 heiratete er die Prinzessin
Lalla
Kalthoum. 1840 wurde er zum Generalleutnant der Armee
und 1862 zum Präsidenten des Großen Rates befördert, eine
Position, die er bis zu seinem Tod 1879 innehatte. Er wurde
im königlichen Mausoleum von Tourbet El Bey beigesetzt,
das heute noch in der Medina von Tunis besichtigt werden
kann (Abb. 5, 6 und 7).
Der dritte, den
Schliemann nicht
kannte (oder zu-
mindest nicht über
ihn berichtet), war
Kheireddine Pas-
ha (Konstantino-
pel 1822 - 1890).
Trotz seiner nie-
deren Herkunft
machte er in Tu-
nis eine große
Karriere: wurde
Kommandeur der
Kavallerie
und
folglich General
der Armee (Abb.
8 und 9). Er war
ein entschiedener
Gegner der gras-
sierenden Korrup-
tion und zog nach
v e r s c h i e d e n e n
Konflikten, ins-
besondere mit seinem Schwiegervater Khaznadar, nach Kon-
stantinopel, wo er 1878 bis zu seinem Tode der Großwesir des
Sultans wurde.
Abb. 5 – Tunis, Königliches Mausoleum von Tourbet El Bey, außen
Abb. 7 – Grab von Mustafà Khaznadar in Tourbet El Bey in der Me-
dina von Tunis
Abb. 6 – Tunis, Königliches Mausoleum von Tourbet El Bey, Innen-
raum
Abb. 8 – Kavalleriekommandeur Kheireddine
Pasha. Tunis, Nationales Museum für Militär-
kunst