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Informationsblatt 32 Dezember 2020
Die Bedeutung der Bibliothek und des Archivs und ihre Be-
stände
Die Bibliothek und das Archiv des HSM und der HSG war
neben der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit des HSM
eine entscheidende Voraussetzung für die Aufnahme der Ein-
richtung in das „Blaubuch“ von Museen der neuen Bundeslän-
der durch die Bundesregierung. Damit war eine Förderung der
Einrichtung als Museum mit besonderem Stellenwert durch
den Bund verbunden.
Die Bestände der Bibliothek und des Archivs sind unabding-
bar für die Aufgabenerfüllung des HSM und die Arbeit der
HSG. Bei der Realisierung von Dauer- und Sonderausstellun-
gen wird der Bestand zur Recherche und für die Bereitstellung
von Exponaten dauerhaft genutzt. Von besonderer Bedeutung
ist der umfangreiche Bestand für Forschungsarbeiten und für
die Beantwortung von Fragen der Besucher, anderer Museen,
Wissenschaftler (auch aus dem Ausland), Interessenten für Re-
gionalgeschichte und Laienforscher.
Der Bibliotheksbestand umfasst mittlerweile ca. 9.000 Einzel-
titel, von denen bisher rund 7.000 erfasst sind. Nicht einmal
das Landesarchiv und die Landesbibliothek in Schwerin, ganz
zu schweigen von den Bibliotheken in den Universitätsstädten
Rostock und Greifswald, dürften den Spezialbestand an Ar-
tikeln, Archivalien, Autographen, Bildmaterial, Plakaten, Ka-
lendern und Erstausgaben zu Schliemann und dessen Umfeld
aufweisen. Des Weiteren sind die umfangreichen Zeitschrif-
tenserien, die Materialien zur Regional- und Mecklenburgi-
schen Geschichte, der Kirchengeschichte, zu Homer, zur Alten
Geschichte und der Antike erwähnenswert.
Das Archiv besitzt Kopien des in der Gennadius Library la-
gernden Briefwechsels an Heinrich Schliemann (105.000 Sei-
ten) sowie dessen hinterlassene Tagebücher in Kopie. Für die
Nutzung dieser umfangreichen Dokumente besteht ein Vertrag
zwischen der Gennadius Library in Athen und der Heinrich-
Schliemann-Gesellschaft Ankershagen. Darüber hinaus be-
sitzt das Archiv die Kopien aller Briefe von Schliemann an
seinen Verleger Brockhaus, wichtige Dokumente, die Schlie-
manns russische Ehe betreffen (Geschenke der verstorbenen
Urenkelin Schliemanns Galina Andrusová), die Kopien des
Briefwechsels Schliemanns an seine Jugendfreundin Minna
Meincke und umfangreiche Transkriptionen von Schliemann-
Autografen sowie die Kopien der Testamentsvollstreckung
Schliemanns.
Die Vorgeschichte
Bevor ich Ihnen über die aktuellen Arbeiten in der Bibliothek
und im Archiv des HSM/der HSG berichte, seien mir einige
Bemerkungen zur Entstehungsgeschichte gestattet (Abb. 1):
1986 wurde mit dem Aufbau einer Präsenzbibliothek begon-
nen, da wir zunehmend Literatur von Schliemann-Forschern
des In- und Auslandes wie von Prof. Calder III, Prof. Traill, vor
allem aber von Prof. Korres und anderen erhielten. Das HSM,
jetzt als hauptamtlich geleitete Einrichtung, hatte nun auch
die Möglichkeit, Literatur anzukaufen. Die Schenkung einer
Autographen-Sammlung von 69 Briefen Schliemanns aus dem
Familienbesitz Karsten/Düwel im Jahr darauf kann als Grün-
dungsdatum des Archivs angesehen werden.
1994 konnte eine erste, bescheidene Bibliothekseinrichtung
angeschafft und mit den Arbeiten der elektronischen Erfas-
sung der Präsenzbibliothek durch den Archivar Herrn Pohlan
begonnen werden.
1996 wurde dann eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Lei-
ter des HSM Dr. Bölke, dem Archivar Herrn Pohlan sowie
Herrn Damm, ins Leben gerufen, die die elektronische Archi-
vierung von Dokumenten an und von Heinrich Schliemann
zum Ziel hatte. Parallel dazu wurde weiter an der Erfassung
der Bibliotheksbestände gearbeitet.
1999 begann eine Korrespondenz mit der Gennadius Library
in Athen, in deren Ergebnis durch die HSG Filmkopien der Ta-
gebücher Schliemanns (Serie A) und Teile der an Schliemann
gerichteten Briefe (Serie B) erworben werden konnten.
Auch die Literaturbestände wuchsen durch Schenkungen von
Herrn Prof. Korres und durch Ankäufe aus Antiquariaten stän-
dig an. Die Finanzierung wurde vor allem durch die großzü-
gige Unterstützung der Jost-Reinhold-Stiftung und durch die
Heinrich-Schliemann-Gesellschaft sichergestellt. 2002 er-
schien der erste umfangreiche Bibliothekskatalog des HSMmit
den Schriften von und über Heinrich Schliemann.
Im gleichen Jahr erfolgte ein Arbeitsbesuch in der Gennadius
Library in Athen, in deren Ergebnis 2002 der Abschluss eines
Vertrages zwischen der ASCA und dem HSM/HSG erfolgte. In
einer Fördermaßnahme, finanziert vom Land M-V, dem Land-
kreis Müritz, der Jost-Reinhold-Stiftung und der HSG, konn-
ten mehr als 30.000 Autographen der Serie B(B), die die Gen-
nadius Library auf Mikro-Film zur Verfügung gestellt hatte, in
Rostock elektronisch gescannt werden. 2003 wurden die Scan-
Arbeiten abgeschlossen und mit dem Ausdruck der 35.274 Do-
Beiträge und Berichte
Altes und Neues aus der Bibliothek und dem Archiv des HSM und der HSG
Abb. 1 – Rainer Hilse bei seinem Vortrag