Seite 24 Informationsblatt 31 Februar 2020
Beiträge und Berichte
Es geht weiter nordöstlich durch die Masuren, nach Gierloz
(Rastenburg). Hier wollen wir eines der bekanntesten militäri-
schen Lagezentren der deutschen Wehrmacht besichtigen, das
ehemalige Führerhauptquartier Wolfsschanze.
1940, während des Zweiten Weltkrieges, wurde in unmittelba-
rer Nähe des Dorfes mit den Bauarbeiten begonnen. Die Bahn-
station wurde für die zivile Bevölkerung gesperrt, um dort die
Baumaterialien anzutransportieren. 28.000 Arbeiter waren hier
beschäftigt, aber keine Kriegsgefangenen. Am 20. Juli 1944
wurde hier das Attentat auf Hitler durch Claus Schenk Graf von
Stauffenberg durchgeführt. Den Hitlerbunker selber hat Hitler
nur ganze 12 Tage bewohnt. Eva Braun war niemals dort. Im
Januar 1945 marschierte die Rote Armee in das Dorf ein. Alle
Gebäude haben sehr dicke Betonmauern. Einige sind bis zu
6 m dick. Um den Hitlerbunker zu sprengen, hat man damals
5 t TNT benutzt. Es hat nicht ausgereicht, um ihn vollends zu
zerstören.
Die Reste der Wolfsschanze wurden 1959 touristisch zugäng-
lich gemacht (Abb. 15).
Heute ist der ehemalige Luftschutzbunker ein Mahnmal, das
uns an die Schrecken und Verbrechen dieses Krieges erinnern
soll. Die unheimliche Szenerie wird durch strahlenden Sonnen-
schein im saftigen Grün des Waldes irgendwie in unpassendes
Licht getaucht. Ich denke so bei mir, dass dunkle Wolken und
Regen besser zu dieser Besichtigung gepasst hätten und bin
trotzdem froh, dass es nicht regnet.
Um 15:30 Uhr ist die Grenze zwischen Polen und Litauen er-
reicht. Das heißt, die Uhr eine Stunde vorstellen. Auch das war
mir nicht so bewusst, dass wir eine Zeitzone überschreiten.
Die Weiterfahrt erfolgt nach Kaunas.
Das Einchecken erfolgt im „Hotel Europa Royale“ mit Abend-
essen im Hotelrestaurant.
Heute (29. Juli) fängt der Tag gut an. Meine Freundin Dagmar
Hopp hat Geburtstag und zum Frühstück gibt es für jeden ein
Glas Sekt. So könnte ich jeden Tag frühstücken, nicht schlecht.
Unsere Reiseleiterin für Litauen heißt Gabriele und wir lernen
von ihr: „Guten Morgen“ heißt auf Litauisch „Labas Rytas“.
Es geht los zur Stadtführung durch Kaunas. Sie ist mit 304.000
Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Litauen. Die Stadt liegt am
Zusammenfluss von Memel und Neris. Kaunas war ursprüng-
lich litauische Hauptstadt, weil die Polen Vilnius besetzt hiel-
ten. Darum liegt es in ewiger Konkurrenz mit Vilnius. Um auch
kulturell dem Ruf als Hauptstadt gerecht zu werden, entstan-
den Theater, Museen, die Oper, die Universität, viele moderne
Straßenzüge mit Jugendstilvillen, der Zoo und ein botanischer
Garten. Der historische Stadtkern umfasst Bauten aus mehr als
fünf Jahrhunderten. Entsprechend groß ist die architektonische
Vielfalt, die von der Gotik bis zum Neubarock reicht. Es gibt
in Kaunas keine U- und S-Bahnen. Hier wird innerstädtisch al-
les mit dem Bus geregelt. Die Keimzelle der Stadt bildet die
Burg Kaunas mit ihrem Freiheitssymbol, der Reiterstatue und
dem Reiter Wites. Eine Besichtigung der Burg versteht sich von
selbst (Abb. 16).
Weiter geht es nach Klaipeda, dem Tor zur Kurischen Nehrung,
mit 150.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Litauen. Sie
hat eine rasante wirtschaftliche Entwicklung hingelegt und da-
bei Kaunas längst überflügelt, war auch schon einmal kurzzei-
tig Preußens Hauptstadt und hieß damals Memel. Schon bei der
Einfahrt in die Stadt grüßt ein großes Segelschiff (Abb. 17).
Es wird wieder eingecheckt, dieses Mal im „Hotel Amberton“.
Schnell etwas zurechtmachen für eine Stadtführung. Bevor die-
se losgeht, wird jedoch erst einmal das Denkmal des Ännchens
von Tharau besucht. Davor postieren sich die Schliemannrei-
Abb. 15
Abb. 16