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Seite 19

Informationsblatt 31 Februar 2020

Beiträge und Berichte

Heinrich Schliemann war ein ausgesprochen zielstrebiger

Mensch und zusätzlich durch das notwendige Quäntchen Glück

in seinem Leben begünstigt.

So auch am 3. Oktober 1854, als die Stadt Memel unter einer

riesigen Feuersbrunst in Schutt und Asche fiel. Da Schliemann

Waren für Petersburg im Werte von 150.000 Talern auf zwei

Schiffe verteilt nach Memel verschifft hatte, nachgereist kam

und die Stadt verbrannt vorfand, musste er annehmen, dass alle

seine Waren auch vernichtet waren. Kurz vor seiner Weiterreise

nach Petersburg stellte sich jedoch heraus, dass der aus Man-

gel an Lagerflächen extra für Schliemanns Waren neu gebaute,

ein paar Schritte nördlich des Brandherdes gelegene Speicher,

den Brand unbeschadet überstanden hatte. Der starke Nordwind

trieb das Feuer durch die Stadt, legte alles in Schutt und Asche.

Und nun war Schliemann der Einzige, der nichts verloren hatte.

Sein möglicher großer Verlust war, wie durch ein Wunder, ab-

gewendet. Er verkaufte seine Waren mit großem Gewinn und

konnte durch geschicktes Agieren sein Vermögen innerhalb

eines Jahres mehr als verdoppeln.

Wir, Mitglieder der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft e. V. und

Gäste, begeben uns in diesem Jahr (2019) also auf die Spuren-

suche in das Baltikum, nach eben diesem Schliemann-Glücks-

Speicher in die ehemalige Stadt Memel, die heute Klaipėda

heißt. Wir werden Polen, Litauen und Lettland bereisen. Die

Strecken sind beträchtlich, deswegen wird diese Reise mit dem

Bus absolviert.

Los geht es am Donnerstag, den 25.07.2019.

Die Abfahrt erfolgt um 8:30 Uhr vom Schliemann-Museum

in Richtung Danzig. Am späten Nachmittag erreichen wir das

„Novotel Gdansk Centrum“, nehmen das Abendessen im Hotel

ein und erkunden Danzig erst einmal auf eigene Faust.

Die Stadt an der Danziger Bucht ist quirlig. Es ist Abend, es

wird dunkler und die schönen, alten Fassaden der restaurier-

ten Gebäude werden angestrahlt und verleihen der Stadt ein

unglaubliches Flair (Abb. 1). Zahlreiche Straßen-Musiker

versuchen mit sehr guter und anspruchsvoller Musik, die Auf-

merksamkeit auf sich zu lenken. Eine Gruppe nimmt uns so

gefangen, dass wir eine halbe Stunde zuhören. Die Passanten

fangen an, mitzutanzen. Es ist schon 23:00 Uhr, die Stadt ist

voller Menschen und es herrscht super Stimmung. Wir können

uns kaum trennen. Nach einem Absacker geht es ins Bett.

Der 26. Juli beginnt mit einer Stadtführung durch die ehema-

lige Hansestadt Danzig (Dreistadt zusammen mit Zoppot und

Gdynia). Was für mich neu ist: EU-Mitgliedsländer haben nicht

automatisch den Euro als Währung. Während man in Grenz-

nähe noch mit Euro zahlen kann, muss man im Landesinneren

Złotys tauschen. Unsere Stadtführerin heißt Alicja. Sie erzählt

uns, dass Danzig früher nur durch das Westtor (Krantor, Abb. 2)

zu erreichen war. Die Mottlau strömt zweiarmig durch die Stadt

und trennt die älteren Stadtteile am linken Ufer von den neueren

am rechten Ufer. In der Mitte liegt die bekannte Speicherinsel.

Die Radaune trennt die Alt- von der Rechtstadt. Mehrere klei-

ne Kanäle durchziehen zusätzlich die Stadt. Im Boden ist der

Grundwasserstand schon nach 2 m erreicht. Dieser Umstand

bewirkt die besondere Bauweise Danzigs. Man baut nach vorne

an, da es in die Tiefe nicht möglich ist (Abb. 3).

Unsere Reise nach Polen und ins Baltikum vom 25. Juli bis 3. August 2019

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3