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Informationsblatt 25 Dezember 2013
Beiträge und Berichte
punkt. Nicht weit vom Circus Maximus gelegen war dieses in
den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt eine gigantische
„Wellness-Oase“. Hier traf man sich zum Training im Gymna-
sion und hatte alle Annehmlichkeiten von Schwitzbädern und
Körperreinigung. Ein riesiges Areal von wohl 20 m anstehen-
den Mauerresten, die alle ursprünglich mit Marmor verkleidet
waren. Einige wenige Mosaikreste – in weiß/schwarz gehalten,
weil die Lichtbedingungen in den Räumen nicht gut waren –
zeugen von der luxuriösen Ausstattung des Gebäudes. In die-
sem historischen Ambiente erfreuten sich alle Teilnehmer an
der Gesangseinlage von Herrn Daum.
Am Donnerstag tauchten wir ganz tief in die antike Geschichte
der Stadt ein. Nachdem wir uns mit dem Besuch der Caracalla-
thermen so richtig „aufgewärmt“ hatten, ging es nun mit dem
Colosseum weiter. Beeindruckend gut erhalten, wird auch die-
ses Gebäude von den Touristen nur so gestürmt. Alles ist von
der urspünglichen Marmorverkleidung beraubt, aber dennoch
ist der Einblick in dieses riesige „Spielcenter“ der Antike gi-
gantisch. Der Vorteil an Ruinen oder Teilruinen ist allerdings,
dass sich viel von der architektonischen Konstruktion offen-
bart.
An einer Stelle konnten die Senatorensitze rekonstruiert wer-
den und die im 19. Jh. eingebaute Kapelle ist wohl in der ur-
sprünglichen Kaiserloge geweiht worden. Papst Pius VII. ist es
denn auch zu verdanken, dass wir heute überhaupt noch so viel
von dem Colosseum sehen können, denn er stellte das Gebäude
unter Denkmalschutz. Nach der Stippvisite bei den Gladiato-
ren folgte der lange Weg über das Forum Romanum. Seltsam.
Die urspünglichen Bauwerke sind in großen Teilen wirklich nur
noch Relikte und Ruinen. Eine Ausnahme bildet eine Kirche,
die in einen Tempel hineingebaut wurde und die Curia, das
Herzstück des Römischen Reiches, wo sich der Senat traf. Und
dennoch war dieser Besuch für mich einer der eindrucksvolls-
ten der gesamten Reise.
Die Curia beinhaltet heute ein kleines Museum. Ein einfacher
Raum, der aber Geschichte zu atmen scheint, wie man manch-
mal sagen hört. Hier, finde ich, stimmt es tatsächlich!
Am Ende des Forums, mit Blick auf das antike Tabularium
(Aufbewahrungsstätte der Gesetzestexte Roms) steigen wir
eine Treppe zum Capitolinischen Hügel hinauf. Hier befinden
sich die Kapitolinischen Museen, die die meisten von uns be-
suchten. Und was es da zu sehen gibt, sprengt wieder mal un-
seren Zeitrahmen und lässt sich an dieser Stelle nur in einer
Aufstellung wiedergeben: Das Standbild des Marc Aurel, die
berühmten Reste der Riesenstatue Konstantins, die römische
Wölfin, der sterbende Gallier, die Kapitolinische Venus, unend-
lich viele der Kaiserporträts, die wir alle aus den Geschichts-
und Lateinbüchern kennen und, und, und. Allein hier ist ein
Tag zu wenig. Unsere zwei Stunden sind es in jedem Fall. Aber
immerhin haben wir einen wunderbaren Einblick bekommen.
Auf unserenWunsch hin wurde die Tour dann noch in die römi-
sche Innenstadt ausgedehnt. Das war gut so, weil wir bisher –
auch durch die Lage des Hotels etwas nördlich der Vatikanstadt
– kaum etwas vom heutigen Rom erwandert hatten. So liefen
wir am überfüllten Trevi-Brunnen vorbei zur römischen Börse,
die in einem alten Jupitertempel untergebracht ist. Und dann
ein weiterer Höhepunkt an diesem Tag: das Pantheon! Diesen
Bau kann man nicht beschreiben, ein überwältigender Ein-
druck und für mich als Ägyptologin den Pyramiden von Giza
durchaus ebenbürtig. Eine sehr überraschende Erfahrung für
mich, das muss ich wohl sagen.
Die Piazza Navona mit ihren vielen Malern, Kleinkünstlern
und Pantomimen hat es mir dann vollends angetan. An diesem
Platz konnte man die Zeit wunderbar vorbei ziehen lassen, den
Straßenkünstlern zusehen und natürlich ein paar Kleinigkeiten
für die Lieben daheim kaufen.
Plan des Forum Romanum (aus: Italien - Archäologischer Führer, Freiburg 1991)