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Seite 45

Informationsblatt 25 Dezember 2013

Beiträge und Berichte

hören zu finden. Denn die Führerin ist sehr kenntnisreich und

weiß viele Details und Hintergründe zu berichten. Die Höhe-

punkte dieses Besuchs? Natürlich die Piëta von Michelangelo,

leider hinter Glas. Dann die aus dem 13. Jh. stammende Bron-

zestatue des Petrus. Ist sie so eindrucksvoll, weil ein antikes

Vorbild Pate stand? Das Grabmal für Papst Alexander VII.,

das Bernini in seinen letzten Schaffensjahren plante, offenbart

seine Nähe zum Tod. Da die Todesstunde niemandem bekannt

sei, hat er den Kopf des Todes verhüllt. Mit Marmor, fließend

wie ein wertvoller Mantelstoff. Eine unglaubliche Idee. Dane-

ben die nackte Wahrheit, die später von einem Schüler Berni-

nis verhüllt werden musste. Als nackte Wahrheit passte sie

denn wohl doch nicht in die heiligste Kirche der Christen. Ein

Schelm, der das Bekleiden der Wahrheit symbolisch nimmt.

Der Weg in die Krypta des Petersdoms war an diesem Dienstag

frei. Das ist nicht immer der Fall, wie Brigitte berichtete, und

so konnten wir einen Blick auf das Grab des Petrus erhaschen.

Die Position und die Dekoration mit byzantinischen Mosaiken

zeigen die Herkunft der Gedenkstätte aus der Zeit der ersten

Basilika für den heiligen Petrus an dieser Stelle. Die Besich-

tigung war bewegender, als man mit protestantischem Hinter-

grund denken mag.

Die Kuppel haben wir (bis auf vier Mitglieder unserer Reise-

gruppe) dann nicht bestiegen, weil die Warteschlange so etwa 2

Stunden dauern sollte. Aber da gibt es ja noch dieVatikanischen

Museen. Nach der wohlverdienten Mittagspause ging jeder in-

dividuell in das Museum, das so unendlich viel zu bieten hat.

Leider sind die Aegytiaca nur sehr begrenzt ausgestellt. Aus

der Literatur weiß ich, dass es eine Menge bedeutender Statu-

en dort gibt. Aber auch die Laokoongruppe kann entschädigen

und selbst die „Herdenwanderung“ zur Sixtinischen Kapelle

kann die Freude an diesem großartigenWerk von Michelangelo

nicht schmälern. Doch vorher besuchten wir noch das Appar-

tement der Borgia. Auch hier sind die Gemälde und die Räume

beeindruckend. Mehr Zeit müsste man haben. Oder noch ein-

mal wiederkommen. Dann die Kapelle. Eine sehr unaufgeregte

Architektur – um nicht zu sagen: ein Rechteck aus Mauern –

proportional zur Grundfläche sehr hoch mit diesen grandiosen

Deckengemälden. Leider ist es auch hier so voll, dass man nur

wiederkommen und auf weniger Menschen hoffen kann. Wir

nehmen uns zum Schluss Zeit, auch die Ethnologische Samm-

lung zu betrachten. Erstaunlich, wie viele Geschenke so ein

Papst bekommt. Völker aller Weltreligionen haben dem Papst

Geschenkte gemacht, die hier nun ausgestellt werden.

Der Mittwoch steht ganz im Zeichen des Christentums, aber so

richtig kann man die Orte ja nicht von der Antike trennen. Wie

die meisten Kirchen in Rom präsentiert sich die Lateransbasi-

lika in barockem Gewand, obwohl sie auf eine konstantinische

Gründung zurück geht. Wir haben erfahren, dass fast alle Kir-

chen nach dem Zwischenspiel der Päpste in Avignon verfallen

waren und dann nach der Rückkehr der Päpste im 15. Jh. neu

errichtet wurden. Architektonisch stellen sich die Kirchen also

zwischen Renaissance und Barock dar, die Dekoration ist oft

barock, auch wenn manche Elemente, wie in San Clemente,

aus den früheren Zeiten der Kirchengeschichte herrühren, wie

Zimbon und Schranken in der Mitte des Kirchenschiffs von San

Clemente. In der Basilika San Giovanni in Laterano ist noch

der zentral stehende Hochaltar geblieben. Bemerkenswert in

letzterer die älteste Orgel der Stadt Rom und Mosaiken in der

Apsis, die nach spätbyzantinischem Vorbild gefertigt wurden.

Brigitte machte uns auf einen Seitenaltar aufmerksam, der ei-

nen Teil der Tischplatte beinhaltet, an dem das letzte Abend-

mahl eingenommen worden sein soll. Ein interessanter Aspekt,

wenn man bedenkt, dass im Orient ohne Tisch gegessen wurde.

Petersplatz

Der Tod mit verhülltem Gesicht und Stundenglas, rechts die – nicht mehr-

nackte Wahrheit.