Seite 22 Informationsblatt 25 Dezember 2013
Exkursion
Johann Sebastian Bachs. Mozart und Haydn waren mehrere
Male Gast in „Queens House“ und ersterer widmete ihr sechs
Sonaten. Auch in den Naturwissenschaften, vornehmlich in Bo-
tanik und Zoologie, lagen Interessen Charlottes. So erhielt sie
und ihre Töchter Unterricht von Sir Edward Smith in Botanik
und Naturgeschichte und durch Franz Bauer in botanischer Il-
lustration. Die Gärten der Landsitze in Richmond, Windsor und
Kew wurden durch sie gefördert und zu Lieblingsaufenthalten.
So waren es vor allem auch Botaniker, die ihr Anerkennung
zollten. So der Botaniker Joseph Banks, der ihr zu Ehren die
Paradiesvogelblume aus Südafrika Strelitzie (Strelitzia depicta)
benannte. - Charlotte starb am 17. November 1818.
Während des Vortrages unserer Führerin saßen wir auf den
Bänken ums Rondell vor dem Schloss und Kavaliershaus
und genossen die strahlende Septembersonne. Anschließend
schlenderten wir die paar Schritte hinüber zur Liebesinsel und
genossen das Panorama des Mirower Sees. Hier ruht der letzte
Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, Adolph Friedrich VI.
Er nahm sich 1918 das Leben und wurde deshalb nicht in der
Fürstengruft bestattet. Die „abgebrochene Säule“ auf seinem
Grabdenkmal verweist auf seinen Freitod.
Wir bedankten uns bei unserer „Charlotte“. Sie hatte ihre Sache
wirklich prima gemacht, und da bis zum Mittagessen im Hotel
„Alte Schlossbrauerei“ noch Zeit verblieb, nutzten wir diese,
wie geplant, für eine Besichtigung des „3 Königinnen Palais“.
Es ist das BesucherzentrumMirows, untergebracht im ehemali-
gen Kavaliershaus. Die Ausstellung multimedial, das Zentrum
mit Café und Shop.
Die Spanne der Themen der Ausstellung ist breit gefächert. Von
der Entstehung der Landschaft, ihrer Geschichte, dem Müritz-
Nationalpark und vor allem von den drei Königinnen aus dem
Hause Mecklenburg-Strelitz erfährt der Besucher Wissenswer-
tes.
1
1 Anm. d. Redaktion: Fälschlicherweise wird aber Heinrich Schliemann
in Mecklenburg-Strelitz und nicht in Mecklenburg-Schwerin (Geburtsort
und Heimatort) verankert.
Da wir uns nun mal auf den Spuren von drei Königinnen aus
besagtem adligen Hause befanden, sei auch noch kurz etwas zu
Luise und Friederike, den Nichten Charlottes, gesagt. Ihr Va-
ter Herzog Karl übernahm für seinen Schwager Georg III., uns
schon als Gemahl Charlottes und englischer König bekannt, die
Verwaltung seines Stammlandes Hannover. Luise wurde am 10.
3. 1776 in Hannover geboren. Als sie erst sechs Jahre alt war,
starb ihre Mutter im Alter von 29 Jahren. Auch die zweite Ehe-
frau ihres Vaters verstarb bald darauf.
Die weitere Erziehung der insgesamt drei Töchter (Luise und
Friederike sowie Therese) übernahm ihre Großmutter in Darm-
stadt. Eine kluge, couragierte Frau. Reisen zu Mecklenburger
und Darmstädter Verwandten waren eine willkommene Ab-
wechslung und die Mädchen allseits beliebt. Selbst Goethes Mut-
ter, bei der sie zu Besuch weilten, war begeistert von ihnen. Die
beiden Schwestern schienen unzertrennlich. Als sie 1793 dem
Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. vorgestellt wurden, geriet er
ins Schwärmen: „Wie ich die beiden Engel zum ersten Mal sah,
es war am Eingang der Komödie, so war ich so frappiert von
ihrer Schönheit, dass ich ganz außer mir war, als die Großmutter
sie mir präsentierte. Ich wünschte sehr, dass meine Söhne sie
sehen möchten und sich in sie verlieben. Ich machte mein mög-
lichstes, dass sie sich öfter sahen und sich recht kennen lernten.
Sie gaben sich das Jawort und die Versprechung wird bald vor
sich gehen, vermuthlich in Mannheim. Der älteste heiratet die
älteste und der jüngste die jüngste.“ Es kam aber umgekehrt. Am
24. Dezember heiratete Luise und zwei Tage später Friederike.
1795 entstand die berühmte Prinzessinnengruppe von Schadow.
Die Prinzessinnen waren zu diesem Zeitpunkt 19 und 17 Jah-
re alt. 1797 bestieg Luises Mann als Friedrich Wilhelm III. den
Thron. Luise wurde nun mit nur 21 Jahren Königin. In den etwas
mehr als 16 Ehejahren brachte sie zehn Kinder zur Welt, sieben
erreichten das Erwachsenenalter. Über ihre Popularität, ihren
Lebenslauf und ihr Wirken brauche ich in diesem Zusammen-
hang keine weiteren Ausführungen machen. Ihr Leben vollzog
sich außerhalb des kleinen Großherzogtums von Mecklenburg-
Strelitz.
Im Oktober 1806 zog Napoleon in Berlin ein. Krieg, Flucht und
Vertreibung folgten. Erst 1809 kehrte die königliche Familie
nach Berlin zurück. Die Lage blieb düster, überschattet von den
enormen Kriegskontributionen, die Napoleon Preußen auferlegt
hatte.
Eine geplante Reise nach Pyrmont, um die Gesundheit der Köni-
gin wieder herzustellen, konnte aus verschiedenen Gründen nicht
durchgeführt werden. Also erfolgte eine Reise nach Neustrelitz,
wo seit 1794 Luises Vater als Herzog residierte. Ihr Gemahl
wollte sich später dort einfinden. Nach kurzem Aufenthalt in
Neustrelitz beschloss man, die Sommerresidenz in Hohenzieritz
aufzusuchen. Hier verschlechterte sich der Gesundheitszustand
der Königin beträchtlich. Obwohl der örtliche Arzt als auch der
extra aus Berlin herbeigerufene Leibarzt Lungenentzündung
diagnostizierten, wurde kein Anlass für eine lebensbedrohliche
Situation gesehen. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich
jedoch rasant. Am 19. Juli 1810 traf der eilig herbeigerufene Kö-
nig mit seinem ältesten Sohn in Hohenzieritz ein. Vier Stunden
später verstarb Luise im Alter von nur 34 Jahren.
Auch eine Führung