Seite 20 Informationsblatt 25 Dezember 2013
Exkursion
Nach der interessanten Führung durch Neustrelitz, auf der
wir auch an der Stelle des ehemaligen Residenzschlosses der
Herzöge und späteren Großherzöge von Mecklenburg-Strelitz
standen, welches in den letzten Kriegstagen zerstört wurde,
nahmen wir unser Abendessen in den gemütlich eingerichteten
„Luisenstuben“ ein. Bilder, der Abguss der berühmten Statuen-
gruppe, wenn auch in stark verkleinertem Maßstab, von Gott-
fried Schadow, die die graziösen Schwestern Friederike und
Luise von Mecklenburg-Strelitz, spätere Königinnen von Preu-
ßen und Hannover, zeigen, machen deutlich, hier ist man stolz
auf seine Prominenz. Besonders natürlich auf Luise, die schon
zu Lebzeiten außerordentlich angesagt war, nicht nur bei der
damaligen High Society, erinnert sei nur an Napoleon, sondern
auch bei den Untertanen.
Nun könnte ich behaupten, der Bezug zu unserer Exkursion am
Folgetag nach Mirow sollte so stimmungsvoll eingeleitet wer-
den und alles war so geplant – war es aber nicht! Ausschlagge-
bender Grund war das gute Essen und die Urigkeit der Lokali-
tät. Dass der Zufall uns hier in die Hände spielte, macht mir die
Überleitung zu unserer Exkursion nur besonders leicht. Auch
wenn aus dem Strelitzer Fürstenhaus keine Kaiserinnen hervor-
gingen, waren es immerhin drei Königinnen. Doch dazu gleich.
Das Wetter war demzufolge königlich.
Nachdem wir in Ankershagen die ersten Exkursionsteilnehmer
an Bord des Busses genommen hatten und die übrigen in Neu-
strelitz zugestiegen waren, ging es bei bester Laune durch herr-
liche spätsommerliche Landschaften nach Mirow. Eben gerade
parkte der Bus vor der Schlossinsel in Mirow ein, da erschien
auch schon Dr. Witte in hochherrschaftlicher Begleitung von
Königin Charlotte (d. h. unserer Führerin im historischen Out-
fit). Nach herzlicher Begrüßung übernahm sie das Zepter der
Führung durch das Reich ihrer Vorfahren, in dem auch sie ihre
Kindheit und Jugend verbracht hatte.
Zugang zur Schlossinsel gewährt das Torhaus, errichtet 1588
durch den letzten offiziellen Johanniter Ordenskomtur Herzog
Karl von Mecklenburg. Das Wappen der mecklenburgischen
Herzöge amTorhaus macht deutlich, dass die Bestrebungen des
Fürstenhauses, sich in den Besitz des Johanniter-Ordenslandes
zu bringen, die es schon seit 1227 innehatten, erfolgreich wa-
ren. Nach der Reformation hatte sich immer mehr der Einfluss
des mecklenburgischen Herzogshauses verstärkt, deren Herzö-
ge seit 1552 Komture in Mirow waren. Nach dem 30-jährigen
Krieg wurde die Komturei säkularisiert und fiel an die Linie
Mecklenburg-Schwerin. Durch die Teilung Mecklenburgs, ver-
ankert im Hamburger Erbvergleich von 1701, fiel Mirow an das
Herzogtum Mecklenburg-Strelitz.
Das älteste Gebäude Mirows ist die Johanniterkirche, der wir
zunächst einen Kurzbesuch abstatteten. Darüber wird später
zu berichten sein, denn sie bildete für den Nachmittag einen
gesonderten Besichtigungsteil unseres Exkursionsprogramms.
Ein paar Schritte sind es nur von dort bis zum Schloss und dem
Kavaliershaus. Herzog Adolph Friedrich II. von Mecklenburg-
Strelitz war zweimal verheiratet. 1705 ging er die Ehe mit der
Prinzessin Christiane Emilie Antonie von Schwarzburg-Son-
dershausen ein. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Prinz Carl I. und Sophie Charlotte. Als der Herzog 1708 starb,
hinterließ er die 27-jährige Witwe, die 1709 Schloss Mirow als
Witwensitz erhielt. Sein Sohn aus erster Ehe übernahm die Re-
gierungsgeschäfte. Die verwitwete Herzogin bezog daraufhin
mit ihren zwei Kindern Mirow. Im gleichen Jahr verstarb auch
die kleine Sophie Charlotte. Der Sohn Carl wuchs in Mirow auf
und wurde als „Prinz von Mirow“ der Vater der späteren eng-
lischen Königin Charlotte und ihres Bruders Adolf Friedrich
IV., des durch Fritz Reuter zur Berühmtheit gelangten „Dörch-
leuchting“.
Schloss Mirow brannte 1742 durch Blitzschlag mit allen auf
der Insel befindlichen weiteren Gebäuden nieder. Baumeister
des neuen Schlosses wurde der aus Pommern stammende Jo-
achim Borchmann. Das neue Schloss wurde von 1749-1752
erbaut.
Interessantes wusste unsere junge Führerin über „Lottchen“, so
genannt von ihrer Familie, zu erzählen. Am 27. März 1759 wur-
de sie in der Kirche zu Mirow konfirmiert, damals 14-jährig.
Von Johannitern, drei Königinnen und demWirken eines erfolgreichen Vereins
(Unsere Exkursion nach Mirow am 07. September 2013)
„Königin Charlotte“, unsere charmante Führerin