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Eduard Gerhard wurde sehr
streng erzogen: kirchliche
Zucht und Ordnung, sowohl im
Elternhaus als auch im Hause
der Großeltern, waren das Er-
ziehungskonzept. Es beinhal-
tete den zweimaligen Besuch
der Kirche am Sonntag, erste
Gedächtnisübungen durch Aus-
wendiglernen der Sonntagstex-
te, die der Vater festlegte. Den
ersten Unterricht übernahm die
Mutter, später eine Mädchen-
schule.
1
In den Jahren von 1803
bis 1806 besuchte Eduard Ger-
hard das Pädagogium
2
in Halle.
Während dieser Zeit wohnte
er bei den Großeltern Nösselt.
1806 kehrte der fleißige Schü-
ler dieser Einrichtung nach
Breslau zurück, wo er von 1807
bis 1812 das Elisabethanum be-
suchte. Während der gesamten
Schulzeit war er überaus fleißig,
weit über die Anforderungen der Lehranstalten hinaus. Es zeigte sich bereits seine
Anlage und seine Neigung zum Büchergelehrten, allerdings auch seine, wie er es
nannte, “launische Unschlüssigkeit“
3
. Ostern 1812 legte er das Abitur ab. Seine
in Altgriechisch vorgetragene Abschiedsrede trug den bezeichnenden Titel „Über
das Selbstlob der homerischen Helden“.
Obwohl er lieber Philologie studiert hätte, folgte er dem Wunsch des Vaters und
schrieb sich am 30. März 1812 an der Theologischen Fakultät der Viadrina in
Breslau ein. Er hörte aber lieber Klassische Philologie bei Ludwig Friedrich
Heindorf
4
. Endlich durfte er 1814 an die Philosophische Fakultät der Königlichen
1
Jahn 1868, S. 3.
2
Pädagogium: vornehmlich für Knaben (Pais) eingerichtete Erziehungsanstalt mit sehr hohen
Ansprüchen.
3
Jahn 1868, S.121.
4
Heindorf, Ludwig Friedrich, (21.09.1774 – 23.06.1816), klass. Philologe. Gerhard verletzte ihn
durch ein unüberlegtes Epigramm. Heindorf verzieh dies E. Gerhard nie und behinderte dessen
Karriere auf lange Zeit.
Abb. 3: Eduard Gerhard, um 1860