Background Image
Previous Page  404 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 404 / 500 Next Page
Page Background

404

positiv entschieden wurde: Gerhard erhielt 300 Taler Ruhegeld plus Reisegeld

nach Rom.

Nach seinem Eintreffen in Rom im September 1822 stürzte er sich sofort zielstre-

big auf die Ruinen und Skulpturen der Stadt. Das war die Geburtsstunde des Ar-

chäologen Eduard Gerhard! Zugleich entfaltete er sein Organisationstalent in vol-

lem Umfang. Das er hierin Talent hatte, zeigte sich bereits bei der Gründung der

„Philologischen Blätter“ im Jahr 1817. 1823 gründete er die

Hyperboreisch-Rö-

mischen Gesellschaft

,

in der er internationale Altertumsfreunde und kunstsinnige

Liebhaber des Altertums vereinte. Zu diesen gehörte neben Otto Magnus von Sta-

ckelberg

14

, August Kestner

15

und dem von Boeckh nach Rom entsandte Theodor

Panofka

16

auch Bertel Thorvaldsen

17

.

Zeitgleich entwickelte Eduard Gerhard die Idee zu einer umfassenden Sammlung

antiker Bildwerke, die er der Allgemeinheit zugänglich machen wollte. Er gewann

1824 den Berliner Verleger Cotta für dieses Vorhaben. 1825 lagen bereits 400

Zeichnungen vor, jedoch verlor Cotta aufgrund der Unwirtschaftlichkeit der Pu-

blikation das Interesse. Erst 1839 gelang es Gerhard, die vorhandenen Tafeln zu

publizieren und auch die nicht von Cotta herausgegebenen

Monumenti inediti

und

Hyperboreisch-römische Studien

.

Hier trat ein zweiter, nicht unwesentlicher Charakterzug Eduard Gerhards hervor:

die Beharrlichkeit, mit der er seine Ziele verfolgte. Durch seine wachsende, dieses

Mal positive, Bekanntschaft in Berlin, erhielt er 1828 denAuftrag der Königlichen

Museen zum Ankauf von Vasen für die Antikensammlung und Zeichnungen für

den Museumsapparat anfertigen zu lassen. Die mangelnde wirtschaftliche Grund-

lage für seine monumentalen Corpus-Ideen veranlasste ihn zur Gründung einer

eigenen Institution, die diese Ideen umsetzen könnte. Geschichtsträchtig wähl-

te er den 9. Dezember, den Geburtstag Johann Joachim Winckelmanns, zu einer

Verabredung mit dem Abgesandten Preußens am Heiligen Stuhl, Christian Karl J.

Bunsen. Mit ihm besprach er die Gründung des

Instituto di Correspondenza Ar-

chaeologica

in Rom. Dieses Institut wurde am 21. April 1829, dem Geburtstag der

Stadt Roms, gemeinsam mit Bunsen, Panofka und dem Duc de Luynes auf dem

Kapitolshügel eröffnet. Die Schirmherrschaft übernahm der damalige Kronprinz

Wilhelm von Preußen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., dem Gerhard

14

Stackelberg von, Otto Magnus: (25.07.1785 – 27.03.1837), schwedischstämmiger Archäologe, Ma-

ler und Schriftsteller.

15

Kestner, August, (28.11.1777 – 05.03.1853), deutscher Jurist, Diplomat, Archäologe, Zeichner und

Kunstsammler, Angehöriger der sog. Hübschen Familien in Hannover.

16

Panofka, Theodor, (25.02.1800 – 20.06.1858), klass. Philologe, Archäologe und Historiker.

17

Thorvaldsen, Bertel, (19.11.1770 – 24.03.1844), dänischer Bildhauer.