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Am 5. Juli 1842 schloss er die Ehe mit Emilie Ries, die er 1841 in Frankfurt am

Main kennengelernt hatte.

Bereits ein Jahr später folgte die nächste Gründung, auch sie ist bis heute existent:

die

Archäologische Zeitung

. Von Gerhard als Publikation der neuesten Entdeckun-

gen angedacht, erscheint die Zeitung ab 1849 als Beiblatt des Archäologischen

Anzeigers und ab 1886

als Beiblatt des Jahrbuches des Deutschen Archäologi-

schen Institutes bis heute.

Zusammen mit Theodor Panofka berief ihn sein Förderer und Gönner Friedrich Wil-

helm IV. zum außerordentlichen Professor, ab 1844 zum ordentlichen Professor der

Berliner Universität. In seinen Vorlesungen konzentrierte er sich auf mythologische

Themen der Literatur und auf die Illustration von Vasenbildern. Hier waren seine

umfangreichen Kenntnisse der antiken Denkmäler von unschätzbarem Nutzen.

Während der Lehrtätigkeit an der Berliner Universität wurde ihm immer deutli-

cher vor Augen geführt, dass er sich von dem „Übervater“ der Philologie, August

Boeckh, abgrenzen musste. Er stand vor der Wahl, weiterhin als 5. Rad amWagen

der Philologie zu existieren oder die Archäologie als eigenständiges Fach zu etab-

lieren. Die Idee war nicht neu, denn 1837 erhielt Ludwig Ross

18

eine Professur für

Archäologie in Athen. In Berlin war seit 1810 mit Aloys Hirt zwar kein Archäolo-

ge, aber ein Wissenschaftler, der im Sinne von Johann Joachim Winckelmann die

Theorie und Geschichte der Künste lehrte. Mit diesem Anspruch sprengte er aber

nicht den „Alleinvertretungsanspruch der Philologie“, wie er von August Boeckh

verstanden wurde.

Gerhards Erfahrungen im Umgang mit August Boeckh hatten ihm gezeigt, dass er

einen anderen Weg beschreiten musste, wollte er die Archäologie als eigenstän-

diges Fach etablieren. Er wählte deshalb den Begriff „Monumentale Philologie“,

wenn er von der Archäologie sprach. Er hielt die Schaffung einer „institutionellen

Universitätsarchäologie“ für absolut erforderlich. Mit der Gründung einer priva-

ten Stiftung umging er notwendige Anträge auf finanzielle Mittel, die von Boeckh

mit Sicherheit nicht genehmigt worden wären.

Im Archäologischen Anzeiger Nr. 21 (Abb. 5) von 1850 beschrieb er seine Forde-

rung nach einem „archäologischen Lehr- und Übungsapparat für den eigentümlich

archäologischen Unterricht“.

19

Mit insgesamt 16 Thesen begründete er die Not-

wendigkeit eines solchen Apparates ausführlich.

18

Ross, Ludwig, (22.07.1806 – 06.08.1856), Klass. Philologe und Archäologe.

19

Gerhard, 1850, S 201ff.