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die im vierten Kopiebuch von Humann

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und in einem Schliemann-Kopiebuch

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erhalten sind. Alle drei deutschsprachigen Kopien sind sowohl im Wortlaut als

auch in minimalen Verschiebungen innerhalb der Gliederung unterschiedlich. Die

beiden im Folgenden kurz zu besprechenden Kopien

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scheinen Vorarbeiten zu

dem letztgültigen und von Schliemann publizierten Protokoll zu sein und müssen,

der Handschrift entsprechend, von Humann niedergeschrieben worden sein.

Bei Protokoll IV, 254-256 muss es sich um die früheste, ursprüngliche Version

handeln, denn dieses ist am weitesten von der Schliemann’schen Publikation von

1891 entfernt. Dann folgt – bedingt durch die Anordnung in dem Kopiebuch –

das Protokoll IV, 257-259, das vom Wortlaut her dem publizierten schon fast ent-

spricht. Schließlich noch eine Spur näher ist jenes Protokoll in dem Schliemann-

Kopiebuch BBB 42, das, wie bereits von Michaela Zavadil festgestellt, nicht von

der Hand Schliemanns ist

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.

Das früheste, ursprüngliche Protokoll IV, 254-256 hält fest, dass Schliemann die

Kollegenschaft zur Besichtigung einlud, und Dörpfeld noch nicht als Einladender

auftritt. Teilweise findet sich eine etwas unpräzise Ausdrucksweise, z. B. in Para-

graph 2: „… Man sieht dort Mauern, Thore und Thürme, die verschiedenen Epo-

chen angehörend, befestigte Einfriedungen bilden. …“; im Gegensatz dazu ist in

dem publizierten Protokoll zu lesen: „…Thürme und Thore, welche Befestigungs-

werke aus verschiedenen Epochen darstellen. …“.

Auch zeigen Termini wie „Rohziegelbau“ statt wie später in der publizierten

Version „Lehmziegelbau“ oder „Durchschnitt“ statt „Querschnitt“, dass einige

Zeit verwendet wurde, die Erstversion des Protokolls abzuändern, und sowohl

sprachlich als auch inhaltlich zu verbessern. Aufschlussreich ist ferner, dass die

Ausdrucksweise immer weiter präzisiert wurde und man sich mehr und mehr des

Konjunktivs entledigte. Im Paragraph 6 des Erstprotokolls heißt es, dass [die Mau-

ern von Troia] „in ihrem Grundriß durchaus den Palästen von Thyrins und Mykene

ähnlich sind. …“, wohingegen in der publizierten Form [die Mauern denen von

Thyrins und Mykene] „… in jeder Beziehung gleichen …“.

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Briefkopiebuch Nr. IV von Carl Humann: Staatliche Museen zu Berlin – Antikensammlung,

Archiv, Rep. 1, Abt. D (Alphabetisch geordnete Korrespondenz), Korr. 50, IV. In dem Kopiebuch

sind zwei Protokolle (IV, 254-256; IV, 257-259) in deutscher Sprache und eines in Französisch (IV,

260-263) enthalten.

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Briefkopiebuch BBB 42, S. 234-240 von Heinrich Schliemann in der Gennadius-Bibliothek. In

diesem Buch befindet sich nur eine Kopie eines Protokolls in deutscher Sprache und eines in

Französisch.

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IV, 254-256 und IV, 257-259.

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Zavadil 2009, 99 mit Anm. 434.