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„Ebenso herzlichsten Dank für George Perrot’s Rede über, oder besser gegen
mich. Der gute Mann hat mich oft nöthig u[nd] correspondirt mit mir, und doch
kann er nicht umhin in seiner Conferenz seinem Neid u[nd] Haß Ausdruck zu
geben, das von mir vor 16 Jahren zu enthusiastisch geschriebene Buch (Ithaque,
le Peloponèse et Troie) auf entsetzliche Weise zu verführen u[nd] verspotten.“
Na ja, ein Buch zu „verführen“, ist noch keinem wirklich gelungen. Schliemann
schrieb statt „verführen“ ja auch „verhöhnen“.
Am 13. März 1880 schreibt Virchow, nachdem Schliemann ihm einige Tage zuvor
per Telegramm verboten hatte, etwas Eigenes über die Schädel von Hanai Tepe zu
veröffentlichen:
„Wen[n] Sie nun den Wunsch haben, daß ich nichts sage, als was in Ihrem Buche
Platz findet, so ist mir das auch recht. Ich mache dan[n] einen langen Strich über
die Monate langen Bemühungen, die Tausend Bruchstücke wieder zusam[m]en-
zubringen, u[nd] wende mich einer andren, nur zu lange verschobenen Arbeit, den
Austerntieren, zu.“
Welch ein Blödsinn! Virchow beabsichtigte keinesfalls, sich mit Austerntieren zu
beschäftigen – er wollte das mit „Australiern“ tun.
Am 24. Januar 1888 gibt es aus Schliemanns Athen textile Ratschläge für die be-
vorstehende Ägypten-Reise, die für beide von Februar bis April 1888 bevorstand:
„Warme (sage baumwollene) Unterhose“, empfiehlt Schliemann da, „nur für die
Reise bis Alexandrien, denn in Aegypten kann man nicht darin aushalten u[nd]
muß keine tragen.“
So klingt das Ganze wie eine frühe Form von Freikörperkultur am Nil. Statt „kei-
ne“ steht da in Bezug auf die Wahl der laut Schliemann passenden Unterhose rich-
tig: „… denn in Ägypten kann man nicht darin aushalten und muß leinene tragen.“
Und nun zum editorischen Riesenproblem der Falschlesung von Namen: Wenn
nach älterer Lesung am 24. Mai 1888 Schliemann aus Paris an Virchow schreibt:
„Es war sehr glücklich daß Sie zu Hamkins Geburtstag kamen u[nd] dieser auf
Himmelfahrt fiel“, versteht natürlich kein Mensch, daß mit diesem „Hamkin“ ei-
gentlich die damals 15jährige jüngste Tochter Virchows: „Hannchen“ gemeint ist.
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10.5.1873, Berlin – 28.11.1963, Berlin.