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hatte schon mehrfach das Pech, unter ideologisch bedingten Verhältnissen (mal
Nazi-Reich, mal DDR) mit Tausenden von sinnentstellenden Fehlern von nicht
kompetenten Editoren verhunzt worden zu sein und so zu den schönsten for-
schungsgeschichtlichen Missinterpretationen geführt zu haben (Abb. 4 a-c).
Als Herausgeber der historisch-kritischen Virchow-Gesamtausgabe arbeite ich
seit langem an Virchow-Handschriften und kann, soweit ich das sehe, sie als
einziger wirklich lesen. Bei der Vorbereitung meiner auf unveröffentlichtem
handschriftlichem Quellenmaterial basierenden Kölner Dissertation über „Vir-
chow als Prähistoriker und Begründer der neueren deutschen Ur- und Frühge-
schichtswissenschaft“
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von 1973 entdeckte ich 4 Jahre zuvor, 1969, im Zentralen
Archiv der Akademie der Wissenschaften der DDR in Virchows Nachlass Briefe
Schliemanns an ihn. Eine damals sofort beantragte Publikationserlaubnis konnte
ich wegen der bekannten politischen Konstellationen nicht erlangen. Selbst eine
Einsichtnahme war von da an nicht mehr möglich. Mit der Begründung, es sei
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In erweiterter Form erschienen: Andree 1976-1986.
Abb. 4 a-c – Briefausgabe und Briefwechselbände von Ernst Meyer aus dem Jahr 1936
bzw. 1953/58