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Der Tempel der Athena Ilias zu Ilion
Sybille Galka
Einleitung (Abb. 1)
Anfang der siebziger Jahre des 19. Jhs. begann Heinrich Schliemann auf dem
Hügel Hissarlik zu graben. Dabei schnitt er einen Temenos an, der einst mit 9500
qm fast die Hälfte der 6. Trojanischen Stadt bedeckte. Seit dem gilt dieser Bezirk
sicher zu Recht als das mehrfach in der antiken Literatur überlieferte Heiligtum
der Athena Ilias. Dafür spricht nicht nur die Größe des Tempels, sondern auch
das gefundene Inschriftenmaterial. Leider ist heute aufgrund der weiteren Gra-
bungen davon so gut wie nichts mehr zu sehen. Dieser Zustand erschwert eine
nachträgliche Rekonstruktion nicht unerheblich.
Schliemann schrieb am 18. Juni 1872 in seinen Trojanischen Altertümern: „Seit
meinem Bericht vom 23. v. M. habe ich mit Einwilligung meines geehrten Freun-
des, des Herrn Frank Calvert, und unter der Bedingung, die zu findenden Ge-
genstände mit ihm zu teilen, auf dessen Hälfte dieses Berges unmittelbar neben
meiner großen Plateforme in 12 Meter senkrechter Tiefe unter der Bergfläche
Abb. 1 - Tempelplatz und Tempelfundament in Schicht IX (nach Dörpfeld)