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der dritten Stadt gezeigt, zwischen denen Korridore verliefen.
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In der nächsten
Publikation vom November 1883 fand sich der Plan entsprechend den jüngsten
Grabungsergebnissen verändert: Er zeigte die großen, durch Türen zugängli-
chen Gebäude der zweiten Stadt.
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Boetticher akzeptierte diesen Fortschritt der
Forschung nicht. Seiner Meinung nach war die ältere Monographie der authenti-
sche Grabungsbericht. Die Darstellungen in der jüngeren Publikation betrachtete
er als Phantasieprodukte und vermutete, man habe sie nur gemacht, um seine
Hypothese zu falsifizieren. Deshalb warf er Schliemann und Wilhelm Dörpfeld
(1853–1940) in einer Reihe polemischer Artikel u. a. vor, durch die Entfernung
der schmalen Mauern die Grabungsergebnisse gefälscht zu haben.
Nachdem sich die Auseinandersetzungen über mehrere Jahre hingezogen hat-
ten, beschloss Schliemann im August 1889 auf Anraten Dörpfelds, Boetticher
nach Troia einzuladen. Ursprünglich war geplant, dass Dörpfeld gemeinsam mit
Boetticher die Grabung besuchen und ihm auf alle Fragen Rede und Antwort
stehen solle. Angeregt durch eine Bemerkung Rudolf Virchows (1821–1902),
dass es „eine Art von Strafe“ sei, Dörpfeld alleine mit Boetticher nach Troia zu
schicken,
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plante Schliemann schlussendlich die Neuaufnahme der Grabungen
in Troia gemeinsam mit einem „Generalstabe von Naturforschern, Architekten
und Archäologen“.
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Über die Zusammensetzung dieses „Generalstabes“ korre-
spondierte er mit Dörpfeld, der ihm Ende September folgenden Teilnehmer vor-
schlug: „Der Artillerie-Major Steffen würde, wie ich glaube, sehr geeignet sein,
mit nach Troja zu gehen und als Zeuge zu fungiren. […] Er würde dem Artillerie-
Hauptmann a. D. Bötticher doch noch ‚über‘ sein“.
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Schliemann dürfte mit dem
Vorschlag einverstanden gewesen sein, da er sich wenig später von Dörpfeld Stef-
fens Adresse geben ließ.
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Da Schliemann plante, diesen „Generalstab“ aus Gelehrten zusammenzusetzen,
die von verschiedenen Akademien der Wissenschaften entsendet werden sollten,
fragte er für Steffen bei der Berliner Akademie an.
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Allerdings kontaktierte er
8
H. Schliemann, Ilios. Stadt und Land der Trojaner. Forschungen und Entdeckungen in der Troas
und besonders auf der Baustelle von Troja, Leipzig 1881, Plan I.
9
H. Schliemann, Troja. Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen auf der Baustelle von Troja, in
den Heldengräbern, Bunarbaschi und andern Orten der Troas im Jahre 1882, Leipzig 1884, Plan
VII.
10
Herrmann – Maaß, Korrespondenz, Nr. 539.
11
Herrmann – Maaß, Korrespondenz, Nr. 541 = Meyer, Briefe, Nr. 203.
12
Zavadil, Federkrieg, Ed. Nr. 76 = E. Ludwig, Schliemann. Geschichte eines Goldsuchers, Berlin
– Wien – Leipzig 1932, 326 (unvollständig).
13
Zavadil, Federkrieg, Ed. Nr. 85.
14
S. auch J. Herrmann, Heinrich Schliemann, Troja und die Berliner Akademie der Wissenschaften,
Das Altertum 36, 1990, Nr. 3, 144–156, bes. 153f.
	
	
					
				
				


		
