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Seite 70 Informationsblatt 32 Dezember 2020

Das Jahr 2020 war und ist ein Beethovenjahr. Da es von der

Corona-Krise überschattet wurde, und die Masse der geplan-

ten Veranstaltungen ausfiel, soll es nun bis September 2021

verlängert werden. Tatsache bleibt, dass der 250. Geburtstag

des für mich und andere größten Komponisten aller Zeiten am

16. Dezember zu feiern ist. Bekanntermaßen steht der Geburts-

tag nicht hundertprozentig fest. Es könnte auch der 17. Dezem-

ber 1770 sein, an dem Ludwig van Beethoven getauft wurde.

Der Meister starb am 26. März 1827, so dass bereits in sieben

Jahren wieder ein Jubiläum ansteht, der 200. Todestag.

2022 wird das Schliemannjahr sein.

1

Am 6. Januar jährt sich

der Geburtstag des berühmten Kaufmanns und Forschers zum

200. Mal. Viele Aktivitäten sind im In- und Ausland geplant.

So werden die Heinrich-Schliemann-Gesellschaft und das

Schliemann-Museum Ankershagen zusammen mit dem Hein-

rich-Schliemann-Institut der Universität Rostock eine große

internationale Konferenz ausrichten.

Die Lebenszeiten Beethovens und Schliemanns überschnei-

den sich nur in fünf Jahren: 1822-1827. Ob dieser, der am 26.

Dezember 1890 verstarb, etwas von Beethoven „gehört“ hatte

oder seine Musik mochte, ist mir nicht bekannt. Für Schlie-

mann war ja die altgriechische Sprache

die Musik

. Der ober-

flächlich gesehen einzige Bezugspunkt beider ist, dass bei der

Gedenkveranstaltung für Schliemann am 1. März 1891 im

Berliner Rathaus der Marsch aus Beethovens Schauspielmusik

zu „Die Ruinen von Athen“ op. 113 gespielt wurde. Er ist seit

der Neueröffnung der Dauerausstellung im Heinrich-Schlie-

mann-Museum vor über einem Jahr auch dort in einer Station

zu hören.

Als Liebhaber der Mu-

sik Beethovens und sei-

ner gesamten Persön-

lichkeit überhaupt sowie

als

Schliemannforscher

habe ich mir seit Jahren

das Vergnügen gemacht,

bei beiden berühmten

Männern (Abb. 1 und 2)

nach Gemeinsamkeiten in

ihrem Leben zu suchen.

Es ist erstaunlich und si-

cherlich wenig bekannt,

wie viele Punkte da zu

Tage treten. Beide sind

„wiedergeboren“, hatten

ein ambivalentes Verhält-

nis zur Mutter einerseits

und zum Vater anderer-

seits, begeisterten sich für

1 Es ist leider gegenwärtig zu befürchten, dass es wegen Corona so-

gar noch 2022 Einschränkungen geben wird. Die Vorbereitungen

auf dieses Jubiläumsjahr sind augenblicklich, wenn auch nicht ins

Stocken geraten, so doch mit vielen Unsicherheiten belastet.

das Altertum, für Homer und andere antike Dichter, versöhn-

ten sich mit einem gleichen Spruch aus homerischen Werken

mit einem Freund und beide plagte ein schweres Gehörleiden.

Beethoven und Schliemann hatten mit Damen des Namens

Brunswick und mit der schwedischen Sängerin Jenny Lind „zu

tun“, hinterließen einen gewaltigen Nachlass und überstanden

– wenn auch in unterschiedlichem Grad – ihre Entmythologi-

sierung. Doch nun der Reihe nach:

1. Der tote Bruder

Das erste Kind der Eltern Beethovens hieß

Ludwig

Maria van

Beethoven (ca. vom 2. April 1769 – 8. April 1769). Er lebte nur

wenige Tage. Unser berühmter Komponist wurde als zweites

Kind 18 Monate später geboren und erhielt den gleichen Vor-

namen, den aber auch sein geliebter Großvater (1712 – 1773)

trug. Von einem „wiedergeborenen Ludwig“ ist in der Beetho-

venforschung (noch) nicht die Rede. Anders sieht es bei Schlie-

mann aus.

Das erste Kind der Eltern Schliemanns hieß Johann Joachim

Heinrich

(8. Mai 1815 – 24. März 1822). Unser berühmter Ar-

chäologe wurde als fünftes Kind knapp drei Monate vor des-

sen Tod geboren. Er bekam den gleichen Rufnamen wie sein

Beiträge und Berichte

Zwischen Beethovenjahr und Schliemannjahr. Ein Vergleich beider Persönlichkeiten

Abb. 1 – Ludwig van Beethoven. Ge-

mälde von Joseph Stieler (1819/20).

Original: Beethoven-Haus Bonn

Abb. 2 – Heinrich Schliemann. Gemälde von Sydney Hodges (1877).

Original: Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. Nachbildung:

Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen