Background Image
Previous Page  43 / 96 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 43 / 96 Next Page
Page Background

Seite 43

Informationsblatt 32 Dezember 2020

Ich weiß nicht, wie viele Museen in wie vielen Städten man

aufsuchen müsste

1

, um all das zu sehen, was in dieser Aus-

stellung gezeigt wurde: es war das beste und einzigartigste,

was es auf der Welt zu sehen gibt und die Geschichte einer

großen Stadt wiedergibt, die in einen zehnjährigen Krieg

wegen der Entführung der schönsten Frau der Welt geraten

ist, der unwiderstehlich dramatisch und tragisch war und

Künstler aller Gattungen und Zeiten anregte, dies darzustel-

len. Diese Anziehungskraft hat auch Heinrich Schliemann

(Abb. 13) auf die Suche nach der verloren geglaubten Stadt

geschickt, von der heute allgemein angenommen wird, dass

sie existiert hat. Auch ihm und seinen ebenso spektakulären

Funden widmet sich diese Sonderausstellung mit Leihgaben

des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin (Abb. 14,

15). Das ist mein einziger Kritikpunkt an dieser wundervol-

len Ausstellung: unsere Nachbildungen des sog. Schatzes des

Priamos sind bedeutend besser. Sie hätten ganz wunderbar in

diese Schau gepasst.

Was war mit den Helden und Frauen mit gebrochenem Her-

zen, Menschen und Göttern, die angeblich eine Rolle im Tro-

janischen Krieg gespielt haben? Warum haben sie so viele

Nacherzählungen inspiriert, von Homer über Shakespeare bis

nach Hollywood? In dieser Ausstellung konnten wir diesen

faszinierenden Charakteren näher kommen, während wir die

atemberaubende Kunst erkundeten, die sie zum Leben er-

weckte, von dramatischen antiken Skulpturen und exquisiten

Vasengemälden bis hin zu zeitgenössischen Werken.

1 Der Ausstellungskatalog listet 28 Leihgeber auf.

Wir sahen die bewundernswerten archäologischen Funde, die

beweisen, dass es ein echtes Troja gab, und verlockende Hin-

weise auf die Wahrheit hinter den mythischen Geschichten ge-

ben.

Von der Ent-

führung Hele-

nas von Spar-

ta nach Troja

über die Täu-

schung

des

Trojanischen

Pferdes

bis

zum Fall der

Stadt konnten

wir in dieser

phänomena -

len Ausstel-

lung die Gren-

ze zwischen

Mythos und

Realität über-

schreiten. Die

Ko n z e p t i o n

der Ausstel-

lung

führte

uns fließend

von der My-

thologie über die Suche nach Troja und schließlich zur Re-

zeption des Geschehens in der Kunst von der Antike bis zur

Gegenwart. Ästhetisch ganz toll gemacht, mit einem hohen

Anspruch. Diese Reise nach London hat sich gelohnt.

Sybille Galka,

Schliemanngemeinde Ankershagen

Beiträge und Berichte

Abb. 13 – Heinrich Schliemann, Gemälde von Sydney Hodges, 1877

(Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin)

Abb. 14 – Sophia Schliemann mit dem „Schmuck der Helena“, 1874;

Berliner Nachbildung des großen Diadems (Museum für Vor- und

Frühgeschichte Berlin

Abb. 15 – Gesichtsvase, 2550-1750 v. Chr., Troja

II-V (Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin)