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Seite 18 Informationsblatt 24 Dezember 2012

Exkursion

Die Stationen:

St. Georg Kapelle (Rostocker Straße)

Sie befindet sich am Ausfluss der Tollense in das Urstrom-

tal Richtung Peene. Diese Region ist seit dem Neolithikum

besiedelt, die neuen Funde der Schlacht um 1200 v. Chr. im

Tollensetal sind eine Sensation hinsichtlich unserer Kenntnis

der Bronzezeit in Norddeutschland. Sie ist die einzig erhaltene

gotische Kapelle außerhalb der mittelalterlichen Stadtbegren-

zung. Das Areal wurde von den Prämonstratensern in Broda

(1170) betreut und diente als Quarantänestation vor dem Be-

treten der Stadt.

Neubrandenburg wurde 1248 durch die askanischen Markgra-

fen von Brandenburg gegründet und ist im Gebiet der Tollen-

ser und Redarier gelegen, die vom „deutschen Westen“ und

„pommerschen Osten“ bedrängt wurden. Diese Stämme ge-

hörten zum Liutizenbund, der noch wenige Jahrzehnte vorher

die Eroberung Süd-Ost-Mecklenburgs abgewehrt hatte. Sein

kultisches Zentrum war Rethra, das man auch im Süden des

Tollensesees vermutete. Bereits 1292 kam Neubrandenburg mit

Stargard, Friedland und Woldegk als Mitgift der Beatrix an den

mecklenburgischen Herzog Heinrich II; es blieb dann später als

Stargarder Land Bestandteil Mecklenburgs. Endgültig bestätigt

von Kaiser Karl IV!

Neubrandenburg war die Vorderstadt des Stargarder Landes

und vertrat das städtische Element in der Ständeversamm-

lung Mecklenburgs, neben den Rittern und der Geistlichkeit.

Die beiden anderen Vorderstädte waren Güstrow (Land Wen-

den) und Parchim (Land Mecklenburg). Das kleine Stargarder

Land war dann ab 1701 praktisch identisch mit dem Herzog-

tum Mecklenburg Strelitz (zu dem auch noch das Fürstentum

Ratzeburg gehörte). Diese Ständeverfassung galt bis 1918 für

beide Mecklenburg und war schließlich eine der rückständigs-

ten in Deutschland.

Treptower Tor

Das Tor ist ein Meisterwerk der Backsteingotik, eine Torburg

unmittelbar hinter einer sumpfigen Niederung. Die große

Vier-

rademühle

geht auf die Stadtgründung zurück. Im Mittelalter

wurde die Tollense hier angestaut, der Seespiegel stieg und

bedeckte die slawisch besiedelten Inseln im Süden. Die

vier

Tore Neubrandenburgs sind gut erhalten Ursprünglich waren

sie ein Symbol der Kraft dieser Stadt. Sie überdauerten vor al-

lem, weil Neubrandenburg später nur eine relativ unbedeutende

Rolle spielte. Der Verfall der Stadt setzte nach der Brandschat-

zung im 30-jährigen Krieg durch Tilly ein, von dem sie sich nie

wieder erholte.

Im Mittelalter führten Nord-Süd- und West-Ost-Verbindungen

durch die Stadt, sie prägte Witten

1

nach dem Vorbild der Hanse

und stellte dem Herzog 120 Soldaten als Rostock 180 aufbieten

musste. Die Verteidigungsanlage ist gut erhalten, Doppelwälle,

Halbtürme, noch stehender Turm, vier Torburgen, Wasserläu-

1

Kleine Silbermünzen (4 Pfennige).

Notizen zum Stadtrundgang Neubrandenburg, im Rahmen der Tagung der

Heinrich Schliemann Gesellschaft am 31. 08. 2012

Unser Stadtführer (M.) Vorstandsmitglied Prof. H. Rühle (alle Neubranden-

burg-Fotos: R. Günther)

Außenseite des Treptower Tores

Stadtmauer mit Wiekhäusern