Seite 16 Informationsblatt 24 Dezember 2012
Mitgliederversammlung
Vorbemerkungen
Das Heinrich-Schliemann-Museum wurde 1980 gegründet und
im Pfarrhaus in Ankershagen eingerichtet, einer wesentlichen
Lebensstation der Kindheit Heinrich Schliemanns.
Ausgehend von der „Konzeption für eine Neugestaltung der
Dauerausstellung und Erweiterungen im Heinrich-Schliemann-
Museum Ankershagen“ (Dr. Reinhard Witte, Schliemann-Mu-
seum Ankershagen, 31. März 2011) sollte von mir ein Archi-
tekturentwurf für den Neubau der ehemaligen Scheune entwi-
ckelt werden.
Nach einigen Vorgesprächen sowohl mit dem Leiter des Mu-
seums und seinen Mitarbeitern als auch mit dem Leiter des
zuständigen Amtes für Wirtschaft, Regionalförderung und Pla-
nung beim Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Herrn Axel
Müller, konnte eine erste Aufgabenstellung abgestimmt werden.
Als Ergebnis meiner bisherigenArbeit wird ein konzeptioneller
Vorschlag formuliert, der sich sowohl mit den funktionalen, den
baulichen als auch den ästhetischen Aspekten der Aufgabe aus-
einandersetzt. Die Gestaltung eines Museums gehört zu den ar-
chitektonisch anspruchsvollsten Bauaufgaben überhaupt; auch
wenn es sich bei dem geplanten Neubau eher um eine technisch
bedingte Ergänzung handelt. Der Bedeutungsschwerpunkt soll
auch weiterhin bei demAusstellungsgebäude, dem historischen
Pfarrhaus, verbleiben.
Der vorliegende konzeptionelle Vorschlag ist als eine durch-
entwickelte Idee zu verstehen, die Ausgangspunkt für die wei-
tergehende Abstimmung einer detaillierten Aufgabenstellung
sein soll. Gleichzeitig soll der erreichte Arbeitsstand genutzt
werden, um die Möglichkeiten der Finanzierung des Vorhabens
abstecken zu können.
Situation und Ideenentwicklung
Von der ursprünglich vierseitig bebauten Pfarrhofanlage ist
heute nur noch das Pfarrhaus erhalten und das Stallgebäude
wiederhergestellt. Die Scheune im Nordwesten sowie das Pre-
digerwitwenhaus im Nordosten wurden in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts vollständig abgebrochen. An der Stelle
der Scheune steht seit 1996 ein großes hölzernes Spielgerät,
eine Rutsche in Form des Trojanischen Pferdes. Die gesamte
Hoffläche ist eine Wiese mit kleinen Wegen. Hinter dem Pfarr-
hof im Südwesten liegt der parkähnliche alte Pfarrgarten.
Direkt neben dem ehemaligen Pfarrhof, nur getrennt durch die
Dorfstraße steht die Kirche mit dem kleinen Friedhof.
Um die Situation seines Wohnortes zu Schliemanns Zeiten als
einen musealen Inhalt verdeutlichen zu können, soll die ge-
schlossene Hofanlage baulich soweit als möglich wieder her-
gestellt werden.
Passend zum neuen Raumbedarf ist ein Gebäude am Standort
der ehemaligen Scheune vorgesehen, welches in Gebäudeform
und Dimension genau seinem Original entspricht. Die entste-
hende dreiseitige Hofanlage öffnet sich zu Dorfstraße, Friedhof
und Kirche – dabei bildet sich gleichsam ein zentraler Dorf-
platz heraus. Diese markante bauliche Situation steigert die
räumlich-städtebauliche Attraktivität für das Museum und den
Ort Ankershagen insgesamt.
Mit der Erweiterung des Museums sollen auch die schon vor-
handenen Gebäude und Nutzungsbereiche konzeptionell über-
arbeitet und in eine funktional determinierte neue Raumfolge
einbezogen werden.
Der Neubau am Standort der alten Scheune soll als erster und
zentralerAnlaufpunkt des Museums dienen und neben Informa-
tion, Kasse, Café, Garderoben und WCs ein völlig neues Ange-
bot des Museums bieten: einen Multivisionsraum, in dem mit
neuester Projektions- und Tontechnik ein speziell hergestellter,
thematischer Film über Schliemann und dessen Ausgrabun-
gen gezeigt wird. Im Obergeschoss des Neubaus sind Räume
für die Museumsverwaltung sowie für Archiv, Bibliothek und
Schliemann-Gesellschaft vorgesehen. Gerade moderne Archiv-
und Bibliotheksräume, die gegenwärtig provisorisch in einem
alten Einfamilienhaus untergebracht sind, sind für ein Zentrum
der internationalen Schliemannforschung (Blaubuch der Bun-
desregierung) unerlässlich.
Vorstellung der Konzeption zur Erweiterung des Heinrich-Schliemann-Museums
Ankershagen am 2. September 2012 vor der Mitgliederversammlung der HSG
Architekt Jens Rupprecht