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Angehörige der Künstlergruppe Brücke zur gleichen Zeit

104

. Doch begann in der

Künstlerszene die intensive und fruchtbare Auseinandersetzung für „primitive“

oder archaische Kunst schon mit Paul Gauguin (v. a. ab den 1880ern) oder Peter

Lenz (ab 1864)

105

. Sicherlich ließen sich die Hinweise für den Wandel der äste-

thischen Vorstellungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch vermehren, gerade

die Rolle der Ethnologie in dieser Entwicklung ist hier kaum angerissen worden.

Doch mag dies Thema einer weitaus umfassenderen Arbeit sein.

An dieser Stelle möchte ich daher die Zeitreise durch die Entdeckungsgeschich-

te der frühbronzezeitlichen Kykladenkultur beenden. Es ließe sich noch Vieles

über die Fortsetzung der geschilderten Entwicklung darstellen, vor allem die Rolle

frühkykladischer Kunst als Inspirationsquelle für Künstler in den 1920er Jahren.

In der Wissenschaft wird erst wieder in den 1960er und 1970er Jahren die Ky-

kladenarchäologie entscheidend und nachhaltig vorangebracht, Detailstudien wie

Kazimierz Majewskis „Figuralna Plastyka Cykladzka“ von 1935 blieben leider

nur Episode

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, denn die Zeugnisse frühkykladischer Kultur traten trotz vermehr-

tem Materialbestand hinter den Funden aus Mykenai und Knossos eine Zeit lang

etwas zurück. Doch die Entwicklung der kykladischen Archäologie im 20. Jh. und

die positive Rezeption frühkykladischer Kunst mit all ihren schädlichen Folgen zu

schildern, wäre Thema eines eigenständigen Beitrags.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lassen sich für das 19. Jahrhundert grob drei Phasen der Ent-

deckung herausarbeiten, wobei es natürlich Überschneidungen gibt. In einer er-

sten bringen Diplomaten und Reisende die kuriosen Marmorfiguren von den grie-

chischen Inseln mit oder beschreiben sie in ihren Reiseerinnerungen.

In einer zweiten bereisen etwa ab den 1830er Jahren Gelehrte die Inseln intensiver

und setzen sich sowohl mit den Kontexten als auch mit der Deutung kykladischer

Artefakte auseinander. Besonders Ludwig Ross ist hier als wichtiger Wegbereiter

herauszustellen, der durch seine Beobachtungen von Kontexten und damit einher-

gehend seinen viel beachteten Publikationen kykladische Artefakte aus ihrer Rolle

als undefinierbare Kuriosa herauszuheben versucht. Es finden nun auch die ersten

Idole in nennenswerter Anzahl ihren Weg in europäische Sammlungen, so dass

durch Ausstellung und Publikation die Idole bekannter werden und damit öfter in

104

Schmalenbach 1961, 101.

105

Schmalenbach 1961, 114 f. 134–138; Siebenmorgen 1983, 64 f. 74–89.

106

Majewski 1935.