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Innerhalb der Kerameikosgrabung war Struck mit der zeichnerischen Dokumen-
tation und der Erstellung von Plänen des Grabungsareals betraut. Das Messbuch
innerhalb des Archivs der Kerameikosgrabung führt die Akribie und Genauigkeit
seiner zeichnerischen Dokumentation vor Augen. Seine Pläne und Ansichtszeich-
nungen der klassischen Grabterrassen werden dabei auch in neuen Werken immer
wieder reproduziert.
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In wieweit er vom Grabungsleiter Alfred Brueckner auch in
archäologischen Fragestellungen eingebunden wurde, ist unbekannt. Aus der Mit-
arbeit im Kerameikos sind jedenfalls keine eigenständigen Aufsätze entstanden.
Struck scheint auch in die seit mehreren Jahren laufenden Forschungen Dörpfelds
zur Athener Akropolis eingebunden worden zu sein. Zumindest war er als Mitar-
beiter des DAI über ein mögliches Projekt zur Wiederherstellung der Akropolis so
weit informiert, dass er einen kurzen Bericht hierzu in den Hamburger Nachrich-
ten veröffentlichte.
Auch scheint er in die vom Institut forcierte Erforschung Lakoniens involviert
worden zu sein.
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Dort konnte er seine bereits in Saloniki und an Kirchen Athens
und der Argolis
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unter Beweis gestellte Kenntnis byzantinischer Architektur nut-
zen. Seine Monographie zu Mistras, die er in der Einleitung als bescheidenen
Führer durch die Ruinen bezeichnet, ist eine der grundlegenden und teilweise bis
heute gültigen Publikationen der byzantinischen Stadt. Darin dokumentierte er
die zahlreichen Kirchenbauten in Fotografien, detailgetreuen Plänen und Schnitt-
zeichnungen. Aus dieser Beschäftigung mit byzantinischer Architektur entstand
die Projektidee, alle byzantinischen Kirchen Athens und Attikas zu publizieren. In
einem Brief an Wiegand äußert er, mit der Bitte um Vertraulichkeit, dass er eine
dreibändige Publikation zu den „Byzantinische[n] und Byzantinisch-fränkische[n]
Denkmäler[n] Griechenlands“ plane.
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Athen und Attika ist ein Teil einer ebenfalls ursprünglich mehrbändig angelegten
Reihe „Griechenland. Land, Leute und Denkmäler“ gewidmet, wobei ein starker
Fokus auf die bekanntesten antiken Stätten der Region feststellbar ist. Struck griff
dabei auf seine umfassende Kenntnis des Gebiets zurück, die durch seine Einbin-
dung in DAI-Projekte, wie die Akropolis von aktuellen Forschungsergebnissen
geprägt ist. Dieses Wissen band er auch in die für ein breiteres Publikum verfasste
Monographie ein.
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Zuletzt: E. Walter-Karydi, Die Athener und ihre Gräber (1000-300 v. Chr.). Image & Context 14,
Berlin, München und Boston 2015, u. a. S. 407.
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Forschungen Protts in Lakonien, Grabungen Furtwänglers im Amyklaion (ab 1904).
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Seine ersten Forschungen in diesem Bereich wurden wahrscheinlich vor allem durch Karl Michel
gefördert. Dieser hielt sich als Reisestipendiat des DAI im Winter 1905 in Athen auf. Zuvor hatte
er eine Verlängerung seines Stipendiums für die Erforschung kleinasiatischer Kirchen erhalten,
Dennert - Heid 2012, s. Karl Michel,. S. 910.
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Brief vom 29. Juni 1910, Archiv der Zentrale des DAI Berlin.