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die Gelegenheit, der britischen Öffentlichkeit zu verkünden, er werde seine
Samm-
lung Trojanischer Alterthümer
im
Kensington Museum
in London ausstellen.
Es würde zu weit führen, auf die strittigen Fragen en detail einzugehen. Schlie-
mann handelt die Einwände Simpsons in Absätzen, die mit „I deny Mr. Simpson’s
assertion“ oder „I deny Mr. Simpson’s statements“ beginnen, nacheinander ab und
endet in seiner für ihn typischen Manier: „This is, once for all, my answer to
Mr. Simpson“. Die Antwort des schottischen Künstlers ließ nicht lange auf sich
warten, acht Tage später, am 24. August 1877, schreibt er ebenfalls der
Times
.
Darin wiederholt er seinen Hauptkritikpunkt, nämlich die allzu imaginären Deu-
tungen Schliemanns: „er macht die gesamte Topographie des Ortes passend zu
seiner imaginierten Entdeckung, und das wird dann unter dem wissenschaftlichen
Namen der Archäologie an die ganze Welt weitergegeben“.
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Fazit
William Simpson, das sollten diese wenigen Ausschnitte aus seinem Leben und
Werk verdeutlichen, war nicht nur ein angesehener (Kriegs-)Korrespondent und
vielseitiger Künstler, sondern auch ein wissenschaftlich belesener, weit gereister
und ein an Archäologie sehr interessierter Zeitgenosse – in den letzten beiden
Punkten unterscheidet er sich nur wenig von Heinrich Schliemann. Obwohl er,
anders als Schliemann, selbst keine Ausgrabungen durchgeführt hatte, sondern
sich mehr mit den obertägigen Überresten – also der Architektur – beschäftigte,
vermochte er die starken Schliemann’schen Deutungen sachlich einzuordnen und
mit einer gewissen und durchaus berechtigten Skepsis zu bewerten. Damit hob er
sich deutlich von Zeitgenossen wie etwa William E. Gladstone (1809–1898) ab.
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Es wäre somit gewiss lohnend, sich intensiver mit William Simpson und vor allem
seinen zahlreichen archäologischen und (kunst-)historischen Schriften zu beschäf-
tigen, als es hier geschehen konnte. Der Schotte mag aus Schliemanns Perspektive
zu den „Schmähschreibern“ gehört haben, doch wie die wenigen hier präsentierten
Auszüge gezeigt haben, war Simpson ein sehr aufmerksamer und kritischer Beob-
achter – unabhängig davon, ob er den Krimkrieg zu dokumentieren oder über die
Ausgrabungen in Mykene zu berichten hatte.
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„but he [Schliemann] makes the whole topography of the locality fit into the imaginary discovery,
and it is given forth to the whole world under the scientific name of archaeology“.
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Das bezeugt auch die folgende Aussage in seiner Autobiographie (Simpson 1903, 276): „His
[Schliemann’s] announcements carried away Mr. Gladstone an many others, who became advocates
of the great explorer“.